Als assistenzarzt im nrh, ein zwischenbericht nach 7 monaten
Ch. Himmelberger: Als Assistenzarzt im NRH, ein Zwischenbericht nach 7 Monaten
Als Assistenzarzt im NRH, ein Zwischenbericht nach 7 Monaten
von Christian Himmelberger (Portrait: H. Oberli)
Nach 7 Monaten als orthopädischer Assistenzarzt im National ReferralHospital (NRH) möchte ich meine Eindrücke publik machen. Das NRH befindet sich in Honiara, der Hauptstadt von Guadalcanal,welches wiederum eine der sechs Hauptinseln ist, die die SolomonIslands bilden. Die Salomonen beherbergen eine Population vonmittlerweile etwa 500'000 Menschen. Das NRH ist das einzigeZentrumsspital und so quasi die Endstation für alle zugewiesenen Fälle
aus der Peripherie. Das Spital umfasst 300 Betten, wovon 70 auf die Chirurgie und Orthopädie (inklusive Kinder) fallen. Am Anfang war ich schon irritiert ob all der Zustände hier, doch nach und nach ist der Alltag für mich normal geworden und ich fühle mich gut aufgehoben. Die Salomomen gehören zu den ärmeren Entwicklungsländern (BSP < 1000 US Dollars). Die medizinische Versorgung für die Bevölkerung ist kostenlos. Das Spital bezieht die Gelder aus dem Budget des Gesundheitsministeriums und aus dem Fond etlicher Hilfsorganisationen, vorwiegend AusAid. Im ganzen Land ist Korruption und Missmanagement an der Tagesordnung. So verschwinden oft riesige Geldsummen auf dubiose Art und Weise. Prinzipiell hätten wir alle Basics im Spital zur Verfügung, wie Grundmedikationen (Antibiotika, Analgetika, Anästhetika, etc) und Utensilien (sterile/unsterile Handschuhe, Gazen, Pflaster, Venflow, Spritzen). Doch der Cocktail aus Verwaltung und hiesiger Mentalität (Gott hat wohl vergessen, den Solomonislanders ein Planungsgen einzubauen) brachte mich manchmal an den Rand der Verzweiflung. So hatten wir während einer gewissen Periode nur noch Amoxicillin zur Verfügung, Cloxacilin, Chloramphenicol und Gentamycin waren nicht erhältlich, zumindest nicht im Spitalalltag. Die Gründe dafür könnten zahlreich gewesen sein: Vielleicht hatte der Verantwortliche der Spitalapotheke einfach keine Lust, die Medikamente zu besorgen, oder vielleicht war er gerade in den Ferien. Vielleicht, vielleicht. Mutmassungen über Mutmassungen. Permanentes Nachfragen brachte auch nichts. Mi no save, hiess es dann, Pijin für ich weiss nichts. Der Spitalalltag ist oft geprägt von lähmenden und langsam vor sich hinschleppenden Abläufen wie nicht ausgeführte Laborverordnungen oder Röntgenuntersuchungen. Oder wenn es wieder einmal keine unsterilen Handschuhe gibt, oder keine neuen Verbandsets mit sterilen Gazen für die Verbandwechsel. Für CH-Verhältnisse wäre das unvorstellbar, doch es geht immer irgendwie und oft hilft nur unendliche Geduld und Ausdauer, doch diese fehlte mir dann doch einmal und so verfluchte ich das ganze Universum und fragte mich, was in aller Welt ich denn hier verloren hatte. Das Pflegepersonal empfinde ich als sehr gut und kooperativ, das Arbeitsklima warm und herzlich. Meine ärztliche Tätigkeit unterscheidet sich sehr von der zuhause. Wir Chirurgen beginnen um 8 Uhr mit dem Morgenrapport, wo der diensthabende Assistent erzählt, was tagszuvor und in der Nacht los war. Im Anschluss geht es in den OP. Es gibt 2 grössere (für CH immer noch sehr kleine) OPs und ein kleinerer, Minor OT. Im Minor OT sind wir Assis weitgehend autonom tätig, als Anästhesisten und Operateure in einem. Ketamin und Diazepam machen es möglich. So applizieren wir die Narkose und operieren im Anschluss. Zu den Operationen: Vor allem Debridements (vorwiegend diabetische
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Füsse, die groteske Ausmasse annehmen können), auch Amputationen von Fingernoder Zehen. Dann Hauttransplantate: Wir gewinnen Vollhauttransplantate und meshensie mit dem Skalpell. Jegliche Abszesse, die inzidiert und drainiert werden. Wundtoiletten (von Messerverletzungen oder Schussverletzungen) werden ebenfallsdurchgeführt.
Vorderarmfrakturen bei Kindern). Repositionen von Luxationan (Schulter und Hüfte). Ab und zu erfordert ein Fremdkörper in der Nase oder im Ohr ebenfalls eineKetaminnarkose, weil die kleinen Patienten einfach nicht stillhalten. Ketamin i.m. hatsich hierbei sehr bewährt. Vakuumverbände zur Behandlung jeglicher chronischerWunden (traumatisch bedingt, im Rahmen des Diabetes oder nach grosszügigenExcisionen bei Tumoren). In den grösseren OPs assistieren wir wie sonst wo auf derWelt und operieren auch selber (Appendices vor allem, aber alles ist derEigeninitiative und dem Engagement des einzelnen überlassen). Als orthopädischerChef funktioniert Hermann Oberli. Ihm steht ein quasi Oberarzt zur Seite (Dr. Patrick)und je nach Lage 1-2 Assis (Locals und Expats). Die Allgemeinchirurgen haben 2Kaderärzte (Chef und OA) und je nach Lage 1-2 Assis. Im Januar 02 beispielsweise,als Dr. Oberli mit dem Schiff in die vom Zyklon erfassten Gebiete reiste, waren wir zu4 auf der ganzen Chirurgie und Orthopädie. Das Nachtarztsystem gibt es nicht und soarbeitet man ab und zu wie ein Kamel. Die chirurgischen und orthopädischenKrankheitsbilder sind im entferntesten gleich wie in Europa: Traumata, akuteAbdomen und Infektionen. Nur sind die Stadien, in denen die Patienten kommen umeiniges fortgeschrittener und extremer. Das hat einerseits mit der Geographie und denTransportmöglichkeiten zu tun, andererseits aber auch mit der unglaublichen Indolenzder Solomonen. Des weiteren spielt auch das (unterentwickelte) Perzeptionsvermögender Einheimischen für jegliche Krankheitsbilder eine entscheidende Rolle. Auswüchsevon Gewalt sind auch Teil des solomonischen Alltags, oder besser Weekends. So sahich Schuss- oder groteske Bushknifeverletzungen, auch mit letalen Folgen. Ich könntedie eine oder andere Extremsituation schildern. Der Notfalldienst kann manchmal sehrbelastend sein, gleicht doch die Casualty intermittierend einem Schlachtfeld. DiePatienten selber sind überaus angenehm, da sie unsere Tätigkeit sehr schätzen undabsolut pflegeleicht sind. Eine Intensivstation gibt es nicht. Auch nach sehr langen undausgedehnten Operationen kommen die Patienten direkt auf die Abteilung. Übrigensteilen sich 24 Patienten eine Halle, getrennt nur nach Geschlecht und nach Orthopädieoder Chirurgie. Für CH-Verhältnisse wäre die Spitalhygiene absolut eine Katastrophe. Zuhause habe ich jedoch nicht weniger Wundinfektionen gesehen. An Diagnostik stehtein rudimentäres Labor zur Verfügung (Lc, Hb, Kreatinin und Elektrolyte), einkonventionelles Röntgen (CT und MRI nicht vorhanden) und Ultraschall. Danebengibt es noch 2 Bildverstärker, die intra- oder postoperativ behilflich sind. AlsUnterkunft steht mir das Kiwi-House zur Verfügung, ein kleines Häuschen, das Platzfür 4-5 Personen bietet. Es hat alles, was man zum Leben braucht: Strom, Wasser undGas. Mein Leben wurde sehr einfach und bescheiden und ist vorwiegend von derArbeit geprägt. Auch im alltäglichen Leben ausserhalb des Spitals gibt es diese immerwiederkehrenden, zermürbenden und unangenehmen Ereignisse oder Perioden. Sohatten wir ab und zu keinen Strom oder fliessendes Wasser, einmal für 8 Tage, einandermal für 5 Tage. Auch erinnere ich mich noch gut, als es bei einem heftigenRegen links und rechts neben meinem Bett runtertropfte, zum Glück nicht auf dieMatratze!
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Am meisten hab ich mich an gewissen Europäern und Australiern gestört, will heissen,dass wir auch Assistenten und Studenten hier hatten, die nicht fähig waren, ihreBedürfnisse und Ansprüche auf ein minimales Mass runterzuschrauben. Dementsprechend hatten sie mehr zu leiden, im Alltag und im Spital. Einige hattensich auch ein zu romantisches Bild von diesem Krankenhaus in der Südsee gemachtund sind in Ferienerwartung hierher gekommen. Dazu beigetragen hat sicher auch dienicht immer realistische Darstellung des hiesigen Alltags auf der Website. Vor allem die Bildergalerie verleitet einem schon zum Träumen und Schwärmen, wasdurchaus berechtigt ist. Nur leider befindet sich das NRH nicht in der Marovo Lagoon,sondern in Honiara. Das Strassenbild von Honiara ist dreckig, staubig und lärmig, miteinem Wort hässlich. Die Strände in Honiara selber (auch vor dem Spital) sindMüllhalden und das Meerwasser ist voll von E.coli, da alle Abwässer der Stadt in dieBucht drainiert werden. Baden in und um Honiara, vergiss es. Wahrend der 7 Monatewar ich zweimal in Maravagi und einmal in Uepi Island. Beides Orte, die im Vergleichzu Honiara einfach paradiesisch sind. Gesamthaft gesehen hab ich 94% der 7 Monateim stinkigen und dreckigen Honiara verbracht. Zusammenfassend ist es die beste Erfahrung, die ich je in meinem Leben gemachthabe. Nebst all den medizinischen Erkenntnissen habe ich vor allem über mich selberam meisten gelernt, wurde ich durch die rezidivierenden Extremsituationen immerwieder unsanft mit meinen Grenzen, Limiten und Schwächen konfrontiert. In denschwierigen Momenten haben mir die local Doctors oft geholfen, worüber ich ihnensehr dankbar bin. Sie haben mich unterstützt, obwohl sie selber teilweise indeprimierenden Situationen waren. Beispielsweise hab ich es erlebt, dass ein Assi sicheines Tages kein Reis und Thunfisch kaufen konnte, da die Lohnzahlung einmal mehrnicht erfolgte. Zur Information: ein local Assi verdient nach dem Staats umgerechnet450 Franken im Monat. So nehme ich einen Erfahrungsschatz mit nach Hause, der mein Leben absolutbereichert hat und aus dem ich hoffentlich noch lange werde schöpfen können. Aprilund Mai verbringe ich auf der Anästhesie. Wie mein berufliches und privates Lebenaussieht, wenn ich wieder in der CH bin? Mi no save. April 2003 Christian Himmelberger
Diet and Prostate cancer Transcript of segment within “The Health Report” radio broadcast by Dr Norman Swan on 6 September 2010 This transcript was typed from a recording of the program. The ABC cannot guarantee its complete accuracy because of the possibility of mishearing and occasional difficulty in identifying speakers. Norman Swan: If you're a regular listener then you'll kno
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