F O R T B I L D U N G
Diagnose und nicht interventionelle Therapie
Herz-Kreislauf-Erkrankungen tragen erheblich
M e r k s ä t z e
zur Morbidität und Mortalität von Männern
■ Bei Verdacht auf das Vorliegen einer peripheren
arteriellen Verschlusskrankheit sollte keine Zeit ver-
Insult und dem Herzinfarkt spielt die peri-
loren werden und auch im Sinne der Reduktion desSchlaganfall- und Herzinfarktrisikos eine umfassende
phere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Diagnostik und gegebenenfalls Therapie erfolgen.
die grösste Rolle. Zwar selten direkt tödlich,
■ Die Durchführung einer dopplersonografischen
Druckmessung (Knöchel-Arm-Index, ABI) kann in
ist sie eine wichtige Markerkrankheit.
kurzer Zeit erlernt werden und sollte zum Repertoirejeder Hausarztpraxis gehören.
■ Primäre Therapieziele sind die Verbesserung oder
R A FA E L A DA M
Elimination der Symptome der Gefässverengung,eine Reduktion oder Vermeidung der Progressionatherosklerotisch-ischämischer Prozesse der Becken-
Im Rahmen der Diskussion um die Prävention als vierte Säule
Bein-Arterien, und ganz wesentlich, eine Reduktion
der Gesundheitsversorgung wird die hausärztliche Primärdia-
der hohen Komorbiditäts- und Mortalitätsraten
gnostik und auch -therapie an Bedeutung gewinnen. Die für
(Myokardinfarkt, apoplektischer Insult usw.).
atherosklerotische Prozesse und ihre Folgekrankheiten relevan-
■ In diesem Kontext kommt der frühzeitigen Beein-
ten Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoff-
flussung vorliegender Risikofaktoren eine grosse
wechselstörungen, Diabetes mellitus – respektive in Kombina-
tion das metabolische Syndrom – wurden durch umfängliche
internationale Studien abgesichert. Lediglich in 5 Prozent
■ Medikamentös kommen Thrombozytenaggrega-
der arteriellen Verschlusserkrankungen finden sich nicht athe-
tionshemmer, Antikoagulation und vasoaktive Sub-
rosklerotische Ursachen wie entzündliche Gefässprozesse und
■ Neben Risikofaktorenmanagement und medikamen-
Die Notwendigkeit eines umfassenden Atherosklerose-Screenings
töser Therapie sollte ein kontrolliertes Gehtraining
gerade auch im primärärztlichen Umfeld wird von diversen
Fachgesellschaften anerkannt. Als langfristig kostenreduzieren-
des Moment sollte sie auch von Krankenkassen anerkannt und
finanziert werden. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer peri-
pheren arteriellen Verschlusskrankheit sollte keine Zeit verlo-
erhält adäquate medizinische Hilfe, ein Drittel wird nicht oder
ren werden und auch im Sinne der Reduktion des Schlaganfall-
inadäquat behandelt, ein weiteres Drittel verbleibt ohne jegli-
und Herzinfarktrisikos eine umfassende Diagnostik und gege-
Die Einschränkung der Gehstrecke – aber auch Ruheschmerz –
Aufgrund der demografischen Entwicklung unserer Gesell-
wird von Patienten oft im Rahmen nicht beeinflussbarer Alters-
schaft kommt atherosklerotisch bedingten Gefässkrankheiten
beschwerden interpretiert und als schicksalshaft hingenom-
eine immer grössere Bedeutung zu. Bei über 30 Prozent der
men. Degenerative skelettomuskuläre und neurologische Er-
Allgemeinbevölkerung über 65 Jahre findet sich eine periphere
krankungen, die die pAVK symptomatisch überlagern können,
arterielle Verschlusskrankheit. Nur ein Drittel der Betroffenen
sind in der Altersgruppe der Senioren ebenfalls überdurch-
A R T E R I E L L E V E R S C H L U S S K R A N K H E I T
schnittlich häufig vertreten. Leider findet sich eine eher fatalis-
hochdruck, Fettstoffwechselstörungen, eingeschränkte Nieren-
tische Betrachtungsweise der pAVK auch auf ärztlicher Seite.
funktion, Adipositas, erhöhte Fibrinogenwerte und erhöhte
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit gilt als nicht
C-reaktive Proteinspiegel, familiäre Disposition und männli-
lebensbedrohend, und sie erhält im Vergleich mit dem Myo-
ches Geschlecht) bekannt ist, dass sie zu einem Risikokollektiv
kardinfarkt und dem Schlaganfall weniger Aufmerksamkeit.
gehören, sollte gezielt nach Symptomen der pAVK gefragt
Wohl gilt diese vermeintliche «Gutartigkeit» der pAVK für den
Erhalt der Extremitäten per se, nicht aber für die Überlebens-
Claudicatio intermittens, Ruheschmerzen sowie bestehende
oder frühere Nekrosen der Extremitäten sollten Anlass zu
Bei Vorliegen einer pAVK besteht statistisch eine Prognose, die
weiterführender Diagnostik sein. Bei Vorliegen einer erektilen
nahezu derjenigen von Patienten mit Malignomen des Dick-
Dysfunktion sollte eine vaskuläre Obstruktion im Becken-
darms oder der weiblichen Brust entspricht. Konsequenter-
weise sollte der pAVK somit eine unfassende Betrachtungs-
Eine Sonderrolle kommt in jedem Fall Diabetikern zu – in
weise als signalgebende Systemerkrankung zukommen. Der
50 Prozent der Fälle liegt bei manifestem Diabetes mellitus eine
Primärarzt kann mit wenigen Fragen und Untersuchungen eine
Schaufensterkrankheit vor, bedingt durch eine gleichzeitig
wesentliche prognoseverbessernde Entwicklung einleiten und
bestehende Polyneuropathie fehlen aber oft spezifische
die Entstehung oder Progredienz verwandter Krankheiten des
Herz-Kreislauf-Systems und ihre dramatischen Konsequenzen
Wie oben erwähnt, spielt die pAVK eine bedeutende Rolle als
(wie myokardialer Tod, ischämische Herzinsuffizienz, Pflege-
Markerkrankheit im Rahmen kardiovaskulärer Erkrankungen.
bedürftigkeit nach Schlaganfall, um nur einige zu nennen)
Die gezielten Fragen nach koronarmyokardialen Symptomen
deutlich reduzieren oder gar verhindern.
wie pektanginösen Beschwerden, Herzrhythmusstörungen
Über die primärärztliche Diagnostik und Therapie hinausge-
oder belastungsabhängiger Kurzatmigkeit sollten in jedem Fall
hende fachärztliche Massnahmen der modernen Angiologie
erfolgen. Neurologische Ausfälle, Sehstörungen, Sprachstörun-
sind in der Lage, Symptome und Lebensqualität mit vergleichs-
gen oder Kopfschmerzen können auf zerebralsklerotische Pro-
weise geringem Aufwand und Risiko deutlich zu optimieren.
Massnahmen der Sekundärprophylaxe – gerade auch im Sinne
lebensstiloptimierender Veränderung – sind das Aufgaben-
Symptome der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit
gebiet einer innovativen und umfassenden hausärztlichen
(pAVK)
Die typischen geklagten Beschwerden einer pAVK sind belas-
tungsabhängige Schmerzen, die distal des stenosierenden
Diagnostik der pAVK
Gefässsystems lokalisiert sind. Sind die Unterschenkelarterien
Anamnese
betroffen, klagen die Patienten über Schmerzen in den Füssen.
Gerade bei Patienten, bei denen aufgrund der vorhandenen
Bei Befall der Oberschenkelstrombahn kommt es zu einer
Risikofaktoren (hohes Alter, Rauchen, Diabetes mellitus, Blut-
Lokalisation üblicherweise in der Wadenregion.
Tabelle: Zusammenhang von Symptom und Lokalisation bei der pAVK
Kniekehlenpuls und Pulse im Vorfussbereichfehlend, Strömungsgeräusch im Oberschenkel
Strömungsgeräusch im Beckenbereich.
Bei isoliertem Befall der Arteria iliaca interna
Arteria poplitea und der Vorfussarterien,
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Bei einer Verengung der Beckenstrombahn klagen die Patienten
in kurzer Zeit erlernt werden und sollte zum Repertoire jeder
über muskuläre Beschwerden im Gesäss- oder Oberschenkel-
Hausarztpraxis gehören. Sie wird im Liegen nach einer 15-mi-
bereich. Die diese Muskulatur beanspruchenden und somit
nütigen Ruhepause durchgeführt und stellt die wichtigste und
auslösenden Aktivitäten sind Rad fahren oder Treppen steigen.
zuverlässigste Untersuchung im Rahmen der pAVK-Diagnostik
Der Befall mehrerer Gefässetagen geht meist einher mit Kälte-
gefühl und Hautveränderungen (Marmorierung). Schmerzen,
Zunächst wird der Blutdruck an beiden Oberarmen gemessen.
die in Ruhe auftreten und bei Belastung nachlassen, sprechen
Danach wird die Blutdruckmanschette an beiden Unterschen-
keln angelegt, die Dopplersonde auf die Arteria dorsalis pedis
Differenzialdiagnostisch müssen insbesondere Krankheiten des
und Arteria tibialis posterior beziehungsweise die Arteria fibu-
Skelettsystems und Venenerkrankungen abgegrenzt werden.
laris gehalten und die Blutdruckmanschette so lange aufge-
Gibt ein Patient keine sicheren Symptome wie die Claudicatio
pumpt, bis kein Strömungsgeräusch mehr hörbar ist.
intermittens an, kann aber trotzdem eine pAVK vorliegen. Poly-
Das beim Ablassen des Druckes initial hörbare Geräusch ent-
neuropathische Schädigungen, wie sie typischerweise bei Dia-
spricht dem bestehenden systolischen Druck der jeweiligen
betikern zu finden sind, und/oder der Einsatz von Schmerz-
Arterie. Unter normalen Umständen findet man in den Bein-
mitteln aufgrund von Komorbiditäten können die Symptomatik
arterien einen mindestens so hohen Druck wie im Bereich der
Setzt man den gemessenen systolischen Druck im Knöchelarte-
Stadieneintellung der pAVK
rienbereich in Relation zum höchsten Armarteriendruck, erhält
Die Einteilung der pAVK in vier Stadien wird von der Geh-
man den sogenannten Knöchelarmindex (ABI).
Ein ABI unter 0,9 beweist des Vorliegen einer pAVK.
■ Im Stadium I nach Fontaine gibt der Patient keine Be-
Analog den falschpositiven Pulstastbefunden finden sich bei
schwerden an, im Rahmen einer körperlichen Basisdia-
Diabetikern aufgrund der vorliegenden Mediasklerose falsch
gnostik oder einer anderweitig induzierten apparativen
hohe Knöchel-Arm-Indizes. Pathomorphologisch erklärt sich
Untersuchung (z.B. farbduplexsonografische Diagnostik
dies daraus, dass die Arterien nicht ausreichend komprimierbar
des venösen Systems) werden atherosklerotisch stenosie-
sind. ABI-Werte über 1,4 sind nahezu beweisend für das Vor-
liegen einer Mediasklerose. Bei Vorliegen eines unsicheren
■ Im Stadium IIa findet sich eine schmerzfreie Gehstrecke
Ergebnisses sollte daher bei Diabetikern in jedem Fall eine
von mehr als 200 Metern, im Stadium IIb beträgt diese
weiterführende angiologische Diagnostik (Oszillografie, Farb-
■ Schon im Stadium II kann es bei entsprechenden Komor-
biditäten (z.B. chronisch venöse Insuffizienz) oder durch
Labortests
Verletzungen (Fusspflege, Druckstellen etc.) zu Nekrosen
Die Erstdiagnose einer arteriellen Verschlusskrankheit sollte re-
und Ulzera kommen. Da die Prognose deutlich besser
gelhaft die Bestimmung von Laborwerten zur Folge haben, die
ist als bei Vorliegen eines Stadiums IV, werden sie als
beeinflussbare Risikofaktoren (Fettstoffwechselstörungen, Dia-
Stadium IIc oder kompliziertes Stadium II klassifiziert.
betes mellitus) oder atherosklerotische Organschäden (Nieren-
■ Die pAVK des Stadiums III ist gekennzeichnet durch Ruhe-
schmerzen, marmorierte Haut, fühlbare Temperaturdiffe-
renzen und einen systolischen Druck im Bereich der Knö-
Differenzialdiagnosen
Die wichtigsten Differenzialdiagnosen der peripheren arteriel-
■ Im Stadium IV kommt es zusätzlich zu den Symptomen
len Verschlusskrankheit stellen folgende Krankheitsbilder dar:
des Stadiums III zu ulzerösen oder gangränösen Schäden. Klinische Untersuchungen und arterielle Druck-
Inspektion, Pulspalpation und Auskultation sind die Bestand-
teile der klinischen Untersuchung. Auskultierbare Strömungs-
Therapie der pAVK
geräusche im arteriellen Gefässverlauf sprechen für eine Fluss-
Therapieziele
beschleunigung aufgrund von Stenosierungen.
Primäre Therapieziele bei Vorliegen einer AVK sind die Verbes-
Die Pulspalpation gibt Hinweise auf die Höhe des Gefässpro-
serung oder Elimination der Symptome der Gefässverengung,
zesses (cave: gut tastbare Pulse bei Diabetikern aufgrund einer
eine Reduktion oder Vermeidung der Progression atherosklero-
vorliegenden Mediasklerose trotz Gefässverengung).
tisch-ischämischer Prozesse der Becken-Bein-Arterien und
ganz wesentlich eine Reduktion der hohen Komorbiditäts- und
Arterielle Druckmessung
Mortalitätsraten (Myokardinfarkt, apoplektischer Insult usw.).
Die Durchführung einer dopplersonografischen Druckmessung
In diesem Kontext kommt der frühzeitigen Beeinflussung vor-
(Knöchel-Arm-Index; engl: ankle-brachial index = ABI) kann
liegender Risikofaktoren eine grosse Bedeutung zu. A R T E R I E L L E V E R S C H L U S S K R A N K H E I T Risikofaktorenmanagement
plexes Herangehen (Ernährungsberatung, Bewegungstherapie,
Rauchen
psychotherapeutische Massnahme und gegebenenfalls medika-
Zigarettenrauchen ist der stärkste Risikofaktor für die Entste-
mentöse Unterstützung) stellt den Hausarzt in die erste Reihe
hung und das Fortschreiten der AVK. AVK-Patienten, die den Ni-
kotinabusus fortsetzen, haben eine ausgeprägte Progression
der Atherothrombose. Auch bei ernüchternd schlechten Er-
Hyperhomocysteinämie
folgsziffern der Raucherentwöhnungsprogramme (22% Fünf-
Die Bedeutung einer Absenkung erhöhter Homocysteinwerte
Jahres-Erfolgsrate) sollte konsequent auf eine Nikotinkarenz
wird in ihrer therapeutischen Konsequenz (Reduktion kardio-
vaskulärer Ereignisse) derzeit kontrovers diskutiert. Die vor-
liegenden Studienergebnisse stellen die Hyperhomocystein-
Diabetes mellitus
ämie jedoch nicht mehr in eine Reihe mit den anderen aufge-
Studien zeigen eine deutliche Reduktion der Mortalität und
führten Risikofaktoren. Eine endgültige Beurteilung steht aus.
auch der Rate nicht tödlicher Herzinfarkte durch eine konse-
quente Blutzuckereinstellung. Der Nüchternblutzucker sollte
Medikamentöse Therapie
zwischen 80 und 120 mg/dl (4,44 und 6,66 mmol/l) liegen, der
Thrombozytenaggregationshemmer
HbA1c-Wert unter 6,5 Prozent. Patienten, bei denen neben der
Durch den Einsatz von Acetylsalicylsäure (ASS) ab dem Sta-
AVK auch eine Polyneuropathie besteht, müssen hinsichtlich
dium II nach Fontaine erzielt man eine Reduktion nicht töd-
des diabetischen Fusssyndroms intensiv geschult und kontrol-
licher Herzinfarkte um ein Drittel und nicht tödlicher Schlag-
anfälle um nahezu die Hälfte, die gefässbedingte Gesamtmorta-
lität sinkt um ein Fünftel. Die empfohlene Dosis beträgt 100 mg
Fettstoffwechselstörungen
täglich. Bei ASS-Unverträglichkeit oder einem erhöhten kardio-
Hohe LDL-Cholesterinkonzentrationen, hohe Triglyzeridspie-
vaskulären Risiko (z.B. Diabetes mellitus) sollte Clopidogrel
gel, ein niedriges HDL-Cholesterin und ein erhöhtes Lp(a) stel-
(Plavix®) verordnet werden. In einer Tagestherapiedosis von
len unabhängige Risikofaktoren für die Entstehung der AVK dar.
75 mg besitzt Clopidogrel die Zulassung für die Indikation
AVK-Patienten unterliegen derselben Therapieempfehlung wie
Sekundärprävention von atherosklerotischen Ereignissen (u.a.
KHK-Patienten. Ein LDL-Cholesterin von unter 100 mg/dl
periphere arterielle Verschlusskrankheit). Eine Kombination
beider Wirkstoffe ist bei AVK aufgrund der deutlich erhöhten
Blutungswahrscheinlichkeit nicht indiziert. Arterielle Hypertonie
Zwar kommt ein erhöhter Blutdruck bei AVK-Patienten zwei- bis
Antikoagulation
dreimal häufiger vor als in der Normalbevölkerung, dennoch
Eine Antikoagulanzientherapie bei AVK-Patienten kommt ledig-
konnte ein direkter Einfluss des Hypertonus auf ein Fortschreiten
lich in der Rezidivprophylaxe kardialer Embolien, als Begleit-
der AVK nicht belegt werden. Die Beeinflussung gesamtvaskulä-
medikation bei arteriellen Verschlüssen mit überwiegend
rer Sterblichkeit steht hier im Vordergrund. Der Zielblutdruck be-
thrombotischer Komponente oder in der Rezidivprophylaxe
trägt 20/80 mmHg. Die Auswahl antihypertensiver Medikamente
nach Bypassoperation zum Einsatz. Eine Verbesserung der
sollte vom Gesamtkrankheitsprofil abhängig gemacht werden.
schmerzfreien Gehstrecke und der Gesamtgehleistung hat dies
Betablocker gelten heute bei Patienten mit Schaufensterkrank-
heit nicht mehr per se als kontraindiziert. Im Stadium III/IV sollte
die Normalisierung hypertensiver Werte langsam erfolgen, da
Vasoaktive Substanzen
sonst eine kritische Perfusionsreduktion droht.
Vasoaktive Substanzen wie Naftidrofuryl (Praxilene®, Sodipryl
retard®), Pentoxifyllin (Trental®, Pentoxi-Mepha®), Buflomedin
Adipositas
(Bufedil®, in der CH nicht zugelassen) oder Cilostazol (Pletal®,
Ein direkter Zusammenhang zwischen Adipositas und der arte-
in der CH nicht zugelassen) werden versuchsweise im Stadium
riellen Verschlusskrankheit (AVK) ist zwar bis heute nicht nach-
II angewendet. Für Naftidrofuryl liegen ein Wirksamkeitsnach-
gewiesen. Inzwischen ist aber geklärt, dass die Adipositas nicht
weis und eine Zulassung in Deutschland vor. In den USA sind
nur ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung einer
die Wirkstoffe Pentoxifyllin und Cilostazol von der FDA zur Be-
KHK ist, sondern gleichzeitig Ursache für andere bedeutende
handlung der Claudicatio intermittens zugelassen. Eine deut-
Risikofaktoren. Aufgrund der Daten der Nurses’ Health Study
sche Zulassung von Cilostazol steht unmittelbar bevor. Für die
wurde errechnet, dass die Adipositas an der Entstehung eines
Stadien III und IV nach Fontaine sind die genannten Substan-
Herzinfarkts einen Anteil von 37 Prozent hat. Die Adipositas ist
zen in Deutschland nicht zugelassen.
der wichtigste kardiovaskuläre Risikofaktor und nicht, wie frü-
her oft erwähnt, ein Risikofaktor zweiter Ordnung. Prostanoide
Der Adipositas kommt im Rahmen des Risikofaktorenmanage-
Eine zugelassene Therapieoption im Stadium III und IV stellt
ments angesichts der dramatischen Zunahme der Fettleibigkeit
die Gabe von Prostanoiden (Prostaglandin E1) dar. Die intrave-
in unserer Gesellschaft eine immer grössere Rolle zu. Ein kom-
nöse Infusion konnte eine verbesserte Abheilungsrate von Ul-
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zera, eine Abnahme von Ruheschmerzen und eine signifikante
Reduktion der Amputationszahlen erreichen. Die klinische Er-
1. Ouriel K. Detection of Peripheral Arterial Disease in Primary Care. JAMA 2001; 286:1380–1381.
fahrung zeigt auch schon bei Patienten mit Stadium lIb (bei
2. Hirsch AT, Criqui MH, Treaf-Jacobson D et al. Periphereal arterial disease detection,
denen kein Gehtraining möglich ist) eine Steigerung der
awareness and treatment in primary care. JAMA 2001; 286: 1317–1324.
schmerzfreien und auch der absoluten Gehstrecke.
3. McDermott MM, Greenland P, Liu K et al. Leg symptoms in periphereal arterial disease. Associated clinical characteristics and functional impairment. JAMA 2001; 286:1599–1606. Komplementärmedizinische Methoden
4. Committee for Proprietary Medicinal Products. Not for guidance on clinical investiga-
Für die Akupunktur, die hyperbare Oxidation, die Ozonthera-
tion of medicinal products for the treatment of peripheral occlusive disease. 25.4.2002. CPMP/EWP/714/98 rev 1.
pie, die Eigenbluttherapie, die Chelattherapie und die Vitamin-
5. Dean SM. Pharmacologic treatment for intermittent claudication: Vascular Medicine
E-Gabe konnte keine Wirksamkeit bei Vorliegen einer AVK
evaluiert werden. Der Stellenwert von L-Arginin, L-Carnitin
6. Pilger E, Schulte KL, Diehm C,Gröchenig E. Arterielle Verschlusserkrankungen: Stan-
(Carnitene sigma-tau®) und von Ginkgo biloba (Trebokan®)
dards in Diagnostik und Therapie. Stuttgart, Thieme 2002. 7. Ouriel K. Peripheral arterial disease. Lancet 2001; 358: 1257–1264.
8. Gröchenig E. Gefässmedizin. Berlin, ABW-Wissenschaftverlag 2002. 9. Bohr N. C-Reactive Protein – To Screen or Not to Screen? New England Journal of
Spezielle konservative Therapie im Stadium II
Medicine 2002; 347: 1615–1617. 10. Selvin E, Erlinger TP. Prevalence of and risc factors for peripheral arterial disease in
Gehtraining
the United States: results from the National Health and Nutrition Examination Survey,
Neben dem oben beschriebenen Risikofaktoren-Management
1999–2000. Circulation 2004; 110: 738–743.
und der medikamentösen Therapie sollte ein kontrolliertes
11. Nüllen H. Sinn und Unsinn einer medikamentösen Therapie der pAVK bei ambulan-ten Patienten. VASA 2005; 34: Suppl. 68.
Gehtraining möglichst in jedem Fall erfolgen.
12. Diehm C, Trampisch HJ, Lange S, Stritzky BV, Darius H, Haberl R, Pittrow D, Tepohl G,
Nach Ausschluss limitierender Begleiterkrankungen (kardio-
Allenberg JR. Hohe 1-Jahres-Mortalität bei Patienten mit peripherer arterieller Ver-
pulmonale Insuffizienzen, fortgeschrittene skelettomuskuläre
schlusskrankheit. Cardiovasc 2004; 8: 23–28.
Beeinträchtigungen oder neurologische Syndrome) kann von
13. Creutzig A, Lehmacher W, Elze M. Meta-analysis of randomised controlled prosta-glandin E1 studies in peripheral arterial occlusive disease stages III and IV. VASA 2004;
einem signifikanten therapeutischen Nutzen ausgegangen wer-
den. Ein Drittel der Patienten mit Claudicatio intermittens ist je-
14. Amendt K. Meta-Analyse zum Stellenwert der Prostanoide bei Claudicatio intermit-
doch von einem regelmässigen Bewegungsprogramm nicht zu
tens. VASA 2003; 32 (Suppl 62): 39. 15. Rieger H. Ist eine konservative Therapie der pAVK 2005 noch indiziert? VASA 2004;
überzeugen. Attraktive ansprechende Angebote könnten hier in
Zukunft eine Verbesserung erbringen.
16. TASC-Working Group, Management of peripheral arterial disease. International An-
Ein Gehtraining sollte mässig, aber regelmässig (viermal pro
giology 2000; 19: (1 Suppl 1). 17. Deutsche Gesellschaft für Angiologie, Gesellschaft für Gefässmedizin. Leitlinien zur
Woche) und am besten in Claudicatio-Gruppen erfolgen. Pa-
Diagnostik und Therapie der arteriellen Verschlusskrankheit der Becken-Bein-Arterien.
tienten sollten dabei nicht bis in den Schmerz hinein trainieren.
Unter konsequentem Training ist eine Verdopplung der Geh-
18. Steward K, Hiatt W, Regensteiner J, Hirsch A. Exercise training for claudication. N EngI
strecke innerhalb von zwölf Wochen möglich. Die besten
J Med 2002; 347: 1941–1951. 19. Laufs U et al. Physical training increases endothelial progenitor cells, inhibits neo-
Erfolge erzielen Patienten mit Stenosen im Oberschenkel- und
intima formation, and enhances angiogenesis. Circulation 2004; 109: 220–226.
Unterschenkelbereich; die Tendenz zur Kollateralenbildung bei
20. AVK-Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Beckenarterienstenosen ist dagegen niedriger ausgebildet.
pAVK – 3. Auflage 2004. 21. Spin JM, Prakash M, Froelicher VF, Partington S, Marcus R, Myers J. The PrognosticValue of Exercise Testing in elderly Men. Am J Med 2002; 122: 453–459. Fusspflege
22. O'Hare AM et al. Mortality and cardiovascular risk across the ankle-arm index spec-
Insbesondere bei gleichzeitig bestehendem Diabetes mellitus
trum: Results from the Cardiovascular Health Study. Circulation 2006; 113: 33–393. 23. Boger RH, et al. L-Arginine improves vascular function by overcoming deleterious ef-
besteht aufgrund der geringen Schmerzempfindlichkeit eine er-
fects of ADMA, a novel cardiovascular risk factor. Alter Med Rev 2005; 10: 14–23.
höhte Gefahr für unbemerkte Verletzungen. Die ärztliche In-
spektion der Füsse, die Einbeziehung medizinischer Fusspflege
und gegebenenfalls spezialisierter Schuhmacher sind hier von
Diese Arbeit erschien zuerst in «Herz + Gefässe für die Hausarztpraxis»Nr. 3, 2006. Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von
grosser Bedeutung. Im Zentrum der Bemühungen steht jedoch
eine intensive Schulung der betreffenden Patienten. Korrespondenzadresse: Prof. Dr. med. Rafael Adam Innere Medizin, Gefässkrankheiten Dreisamstrasse 1 D-76337 Waldbronn E-Mail: rafael.adam@t-online.de Internet: www.prof-adam.de
Hodgson Russ Helps Clients in Largest-Ever False Claims Act Settlement in Risperdal Lawsuits Against Johnson & JohnsonHODGSON RUSS CLIENTS AMONG WHISTLEBLOWERS Mr. Oliverio continued, “This settlement, which is the largest FCA relator share settlement in history, follows on the heels of another whistleblower suit, in which we served as lead The Justice Department announced that J
Prescription List for Final Expense Application For use with Final Expense applications on Insureds ages 45 and up 1. This list is not all inclusive and is intended as a guide only. All cases subject to review. 2. This list only identifies some uses for the medications. There may be other uses that could positively or negatively impact the final classification of the case being reviewed. We onl