SGSM / SSMS Die vorliegende Stellungnahme ist in interdisziplinärer Zusammenarbeit entstanden. Die Autoren gehörenentsprechend mehreren Fachgesellschaften an (Schweizerische Gesellschaft für Sportmedizin, SchweizerischeGesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie, SchweizerischeVereinigung gegen die Osteoporose, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie, SchweizerischeGesellschaft für Prävention und Gesundheitswesen). Die Stellungnahme wurde indessen nur dem Vorstand derSchweizerischen Gesellschaft für Sportmedizin (SGSM) vorgelegt und von diesem genehmigt.
Denise Roth1, Christine Meyer Egli2, Susi Kriemler3, Martin Birkhäuser2, Philippe Jaeger4, Ursula Imhof5, ChristofMannhart1, Roland Seiler1, Bernard Marti1
1 Sportwissenschaftliches Institut, Bundesamt für Sport, Magglingen2 Gynäkologische Endokrinologie, Universitätsfrauenklinik, Bern3 Kinderklinik, Stadtspital Triemli, Zürich4 Division de Néphrologie, Centre Hospitalier Universitaire Vaudois, Lausanne5 Rheuma- und Rehabilitationsklinik, Leukerbad
Female Athlete TriadDiagnose, Therapie und Prävention von gestörtem Essverhalten, Amenorrhoe und Osteoporose
Zusammenfassung
Der Leistungs- und Spitzensport der Frauen hat in den letzten
Jahren international und national einen enormen Aufschwung er-
Diagnosis, therapy and prevention of the syndrome of disordered
lebt. Parallel zu dieser an sich erfreulichen Entwicklung ist indes-
eating, amenorrhea and osteoporosis
sen ein neues Syndrom bekannt geworden, das der sportmedizi-nisch interessierte Arzt kennen und gegebenenfalls auch «aktiv
In recent years, elite sport on top level has become very popular
suchen» muss: die Female Athlete Triad. Am einfachsten ist hier-
also in women, nationally as well as internationally. However, in
bei die Erkennung einer Amenorrhoe, welche anamnestisch leicht
parallel with this positive development, a new syndrome has emer-
erfasst werden kann. Die anstrengungsassoziierte Amenorrhoe
ged, which has to be known by any physician interested in sports
ist hypothalamischer Genese und letztendlich eine Ausschluss-
medicine: the female athlete triad. In search for this syndrome in
diagnose. Dabei gilt es, unter allen möglichen differentialdiagnos-
the sports-medical setting, diagnosis of amenorrhea is probably
tischen Überlegungen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren
most easy; a menstrual history should be sufficient. The exercise-
und von unnötig belastenden Untersuchungen der Sportlerinnen
induced amenorrhea is of hypothalamic origin, and ultimately, it
abzusehen. Wesentlich schwieriger gestaltet sich die Evaluation
can only be diagnosed by exclusion. Regarding differential dia-
einer vorhandenen oder beginnenden Essstörung, welche vielfach
gnosis, it is elementary to restrict additional clinical investigations
nur zusammen mit einem Psychologen diagnostiziert und behan-
to a minimum, in order to reduce the load of examinations for the
delt werden kann. Der durch die Amenorrhoe bedingte Östrogen-
athletes. The evaluation of an existing or beginning eating disorder
mangel sowie die mangelnde und fehlerhafte Nährstoffzufuhr bei
is more difficult; often, collaboration with the psychologist will be
Essstörungen sind verantwortlich für die dritte Komponente der
necessary. The estrogen deficit due to the exercise-induced ame-
Trias, die ernstzunehmende Osteoporose. Zu deren Diagnose be-
norrhea and the lack of dietary nutrients due to the eating disorder
darf es der Knochendichtebestimmung mittels Knochendensito-
are both responsible for the third symptom of the triad, the serious
metrie (DXA-Untersuchung). Diese sollte jedoch eher restriktiv
threat of osteoporosis. For its diagnosis, a bone density measure-
eingesetzt werden, da an und für sich bereits der begründete Ver-
ment with dual energy x-ray absorptiometry (DXA) is a prerequi-
dacht auf eine Osteoporose – aufgrund der Anamnese (z.B.
site. However, we do not recommend to use this diagnostic as-
Stressfrakturen) oder das Vorhandensein von Risikofaktoren (z.B.
sessment widely in athletes, since the clinical suspicion alone of a
Amenorrhoe) – eine Indikation für präventiv-therapeutische
beginning triad – be it based on personal history, e.g. stress frac-
Massnahmen darstellt. Letztere beinhalten in erster Linie die Än-
tures, or based on presence of other risk factors, e.g. amenorrhea –
derung von Trainingsumfang, Körpergewicht und Ernährungsge-
is a sufficient indication to start with therapeutic and preventive
wohnheiten, um bei bestehender Amenorrhoe eine spontane Nor-
steps, such as a reduction in training volume, an increase in body
malisierung des Menstruationszyklus und damit der endogenen
weight, and improvements in diet. These steps aim at normalizing
Östrogenproduktion zu erlangen. Wird dies nicht erreicht, müssen
the disturbed menstrual cycle, with normal estrogen production as
die fehlenden Östrogene exogen zugeführt werden, insbesondere
a consequence. If this goal is not achieved, the lack of estrogens
bei der sekundären Amenorrhoe sowie bei Adoleszenten und jun-
has to be treated with exogenous estrogen administration, espe-
gen Frauen zum Erreichen einer genügenden Peak-Bone-Mass.
cially in case of secondary amenorrhea, but also in adolescents and
Eine dokumentierte Osteoporose stellt eine zusätzliche Indikation
young women to ensure achievement of peak bone mass. If osteo-
für die Hormonsubstitution dar. Für den Hormonersatz stehen
porosis is documented, it is an additional indication for hormonal
grundsätzlich zwei Wege offen, die abhängig vom Alter der Athle-
substitution. There are two ways for the hormonal substitution,
tin und deren individuellen Wünschen (Antikonzeption, Lang-
which can be selected in function of the age or of special wishes of
zyklen usw.) begangen werden können: zum einen die Östrogen-
the athletes (e.g. contraception, cycle control): either estrogens as
zufuhr in Form einer kontrazeptiven Pille (Kombinationspräparat),
a part of a birth control pill (combination pills) or a hormone
zum anderen die Östrogen/Gestagen-Substitutionstherapie mit na-
replacement therapy with natural estrogens and progestins. Both
türlichen Östrogenen. Bei beiden Formen sind die für die Osteopo-
treatments have to consider the minimal dose of estrogens neces-
rose-Protektion minimal erforderlichen Östrogenmengen zu be-
sary for prevention of osteoporosis. In addition, sufficient intake
rücksichtigen. Begleitend ist auf eine ausreichende Kalzium- und
of calcium and vitamin D may not be neglected. Regarding the
Vitamin-D-Zufuhr zu achten. Bezüglich Langzeitverlauf und
long-term results of the proposed hormonal treatment, it has to be
Langzeitprognose heutiger Therapiestandards sind leider noch
admitted that prospective results from longitudinal studies are
wesentliche Fragen offen, deren Beantwortung eine grosse For-
completely lacking, and that more research is urgently needed.
Prevention of the triad, or at least an early diagnosis of it, is
Besser als Behandeln ist zweifelsohne die Primärprävention
certainly better than cure. More efforts should be undertaken to
oder zumindest die Früherkennung der Female Athlete Triad. Die
inform appropriately not only physicians, but also athletes, coa-
Anstrengungen gehen in Richtung kompetenter, konstruktiver und
ches, officials and parents on all the different aspects of the triad.
nicht angstmachender Vermittlung gesicherter Fakten; als Ziel-
Above that, dealing with this syndrome may offer a chance to the
gruppen sind dabei nicht nur die Ärzte, sondern gleichermassen
female athlete: the opportunity for a deeper reflection about her
auch Trainer, Coaches, Eltern und insbesondere die Athletinnen
bodily function and the relative importance of performance and
anzugehen. Darüber hinaus kann gerade die Auseinandersetzung
mit diesem Syndrom zu einer wertvollen Reflexion über den eige-nen Körper und seine Funktionen sowie über Sinn und Zweck vonLeistung und Erfolg im Sport führen.
Schweizerische Zeitschrift für «Sportmedizin und Sporttraumatologie» 48 (3), 119 –132, 2000
Einleitung
Zusammenhänge – soweit bekannt – aufgezeigt und für die PraxisEmpfehlungen zu Diagnose, Therapie und Betreuung betroffener
In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl sporttreibender Frauen
Mädchen und Frauen vorgeschlagen werden. Im Anschluss wer-
und der an sportlichen Wettkämpfen teilnehmenden Athletinnen
den offen gebliebene Fragen diskutiert und die sportwissenschaft-
stark angestiegen. Erstmals nahmen im Jahre 1900 Frauen offiziell
lich-klinischen Schlussfolgerungen im Sinne einer Zusammenstel-
an den Olympischen Spielen teil, in den Disziplinen Golf, Tennis
lung der praxisrelevanten Aspekte prägnant und kompakt noch-
und Segeln; in der Folge kamen nach und nach weitere Sportarten
mals aufgezeigt. Ein Ausblick mit dem Ziel «Prävention statt
hinzu [1]. Es kam zu einem immer rasanteren Anstieg der Anzahl
Therapie» schliesst diese Übersicht ab.
sporttreibender Frauen und Mädchen, deren körperliche Fitnesssich dadurch stetig verbesserte. Mit zunehmend steigenden Lei-stungsansprüchen entwickelte sich aber, vor allem bei den jungenSportlerinnen, ein neuer Symptomenkomplex, der heute unter dem
1. Gestörtes Essverhalten
Namen «Female Athlete Triad» bekannt ist [2]. Die Triade be-inhaltet gestörtes Essverhalten, Amenorrhoe und Osteoporose und
Das Spektrum gestörten Essverhaltens ist gross und reicht von
wurde 1992 vom American College of Sports Medicine erstmals
mildem Fehlverhalten ohne gesundheitliche Konsequenzen bis
beschrieben [3]. Dieser Symptomenkomplex findet sich zuneh-
zum lebensbedrohlichen Krankheitsbild. «Gestörtes Essverhalten»
mend nicht nur bei Topathletinnen, sondern auch unter Breiten-
ist der Bezeichnung «Essstörung» vorzuziehen, da erstere weniger
sportlerinnen und geht mit Leistungsverminderung sowie erhöhter
einen definitiven Zustand als vielmehr ein ganzes Spektrum ab-
Morbidität einher. Oft sind Mädchen in der Pubertät betroffen, da
normen Verhaltens beschreibt, welches in seiner Extremform die
sich in dieser Lebensphase der weibliche Körper besonders stark
Anorexia nervosa und Bulimia nervosa beinhaltet [4]. Bei allen
verändert: während sich bei den Knaben in der Pubertät die Mus-
drei nachfolgend beschriebenen Essstörungen finden sich mildere
kulatur verstärkt ausbildet, vermehrt sich bei den Mädchen eher
der Körperfettanteil. Steigt der Körperfettanteil aufgrund einesgestörten Essverhaltens nicht physiologisch an, kann es zu Zyklus-
störungen oder einer verzögerten Sexualentwicklung mit konseku-tiver Osteoporose kommen.
Obwohl das Syndrom bei Leistungssportlerinnen seit längerer
Zeit immer wieder vorgekommen ist, wurde es als «diagnostische
Anorexia nervosa (Magersucht) ist charakterisiert durch einen
Einheit» erst vor weniger als 10 Jahren erkannt. Entsprechend
willentlichen Gewichtsverlust, um ein sehr tiefes Körpergewicht
besteht im sportmedizinisch-klinischen Umgang mit dem Syn-
(weniger als 85% des alters- und grössenadäquaten Körperge-
drom noch kein etablierter Konsens. Die vorliegende interdiszipli-
wichts oder unterhalb der 3. altersentsprechenden BMI-Perzentile)
näre Übersicht versucht, hier mehr Klarheit zu schaffen und die
zu erlangen. Das Körper-Selbstbild ist stark gestört. Betroffene
Sichtweisen von Sportmedizin, Gynäkologie, Pädiatrie und Osteo-
Mädchen mit Häufigkeitsgipfel während der Adoleszenz ver-
logie aufeinander abzustimmen. Wir hoffen, damit die sportspezi-
leugnen meist ihr abnormes Verhalten, was die Initiierung und
fische Kompetenz der ärztlichen Beratung zu festigen und dadurch
erfolgreiche Durchführung einer Therapie stark erschwert. Die
eine einheitlichere Vorgehensweise zu erreichen; letztere sollte
sekundäre Amenorrhoe gehört definitionsgemäss zum Vollbild der
dazu beitragen, die aktuell infolge divergierender Informationen
Anorexia nervosa. Schwierigkeiten mit der Diagnosestellung be-
oft verunsicherten Athletinnen kompetenter über den heutigen
stehen bei Mädchen zwischen 10 und 16 Jahren, die alle Kriterien
Wissensstand der Problematik zu informieren und so Krankheits-
der Anorexia nervosa erfüllen, ausser der sekundären Amenorrhoe.
einsicht und Therapiecompliance zu verbessern.
Obwohl die primäre Amenorrhoe definitionsgemäss erst ab 16
Die Komponenten der Triade sind untereinander bezüglich
bzw. 14 Jahren (siehe Abschnitt 2) besteht, ist es sinnvoll, auch
Ätiologie, Pathogenese und Komplikationen grundsätzlich zusam-
jüngere Mädchen, die sonst alle Kriterien der Diagnose erfüllen,
menhängend. Sie sollen im Folgenden jedoch einzeln vorgestellt,
unter dem Krankheitsbild Anorexia nervosa zu betrachten.
• Untergewicht: < 85% alter- und grössenadäquates Körper-
• Kriterien der Anorexia nervosa, bei jedoch regelmässiger
gewicht; Weigerung, ein für Körpergrösse und Alter mini-
• Kriterien der Anorexia nervosa, jedoch ohne signifikanten
• Grosse Furcht, Gewicht zuzulegen oder fett zu werden,
Gewichtsverlust – das Körpergewicht liegt im Normbe-
• Gestörte Körperwahrnehmung: unangemessene Selbstbe-
• Kriterien der Bulimia nervosa, Binge-eating- und Entlee-
wertung des Körpergewichts und der Körperform; verleug-
rungs-Verhalten wird jedoch weniger als zweimal pro Wo-
nen der Ernsthaftigkeit des zu tiefen Körpergewichts
che praktiziert und dauert über weniger als drei Monate an.
• Amenorrhoe bei postmenarchalen Frauen (mindestens
• Unangepasstes Kompensationsverhalten bei normalem
Körpergewicht nach Aufnahme geringer Nahrungsmengen
(zum Beispiel induziertes Erbrechen nach Einnahme von
Restriktiver Typ: kein Binge-eating-(Fressanfälle) oder
Purging-(Kalorien-Entleerungs-Versuch mittels forciertem
• Wiederholtes Kauen und Ausspucken, nicht aber Schlucken
Erbrechen, Laxantien oder Diuretika) Verhalten
Binge-eating/Purging-Typ: regelmässiges Binge-eating-
• Wiederholte Fressanfälle ohne kompensatorische Entlee-
Tabelle 1: Anorexia nervosa: DSM-IV-Diagnostik-Kriterien [5]
Tabelle 3: Gestörtes Essverhalten der nicht spezifizierten Form:DSM-IV-Diagnostik-Kriterien [5]
Die Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht) differenziert sich von derAnorexia nervosa durch ein meist normales oder gar über der
Norm liegendes Körpergewicht. Diese Tatsache erschwert das Er-kennen der Störung erheblich. Betroffene Frauen sind sich ihrer
Die Prävalenz gestörten Essverhaltens (gemäss DSM-Kriterien) in
Essstörung sehr wohl bewusst, können aber aus eigener Kraft nicht
der Allgemeinbevölkerung liegt bei 0.5–9%, bei Athletinnen zwi-
dagegen ankämpfen. Ihr Essverhalten ist charakterisiert durch
schen 8 und 20% (Daten aus Norwegen) [6]. In den USA finden
Fressanfälle (Binge-eating), gefolgt von Schuldgefühlen und nach-
sich bei Athletinnen gar Prävalenzzahlen bis zu 62% [7, 8]. Die
folgendem Entleerungs-Procedere, um die zuviel eingenommenen
Studie von Rosen et al. zeigte, dass 32% der untersuchten amerika-
Kalorien wieder loszuwerden. Methoden der Entleerung sind for-
nischen College-Sportlerinnen in einem Zeitraum von mindestens
ciertes Erbrechen, Einnahme von Abmagerungspillen, Diuretika
einem Monat täglich entweder forciert erbrachen oder Laxantien,
oder Laxantien sowie exzessive körperliche Aktivität. 50% der an
Diuretika und/oder Abmagerungspillen konsumierten [9]. In einer
Bulimie leidenden Frauen haben eine Ameno- oder Oligomenor-
anderen Studie mit 42 amerikanischen College-Kunstturnerinnen
wurde bei 62% mindestens eine Methode zur Gewichtskontrolleangewendet: 26% praktizierten forciertes Erbrechen, 24% kon-sumierten Abmagerungspillen, 24% fasteten, 12% verwendetenDiuretika, 7% Laxantien und 7% schränkten bewusst ihren
• Wiederholte Fressanfälle (Binge-eating):
Flüssigkeitskonsum ein [10]. Bereits bei sehr jungen präpubertä-
– Verschlingen riesiger Nahrungs- und Kalorienmengen
ren Athletinnen kann ein gestörtes Essverhalten beobachtet wer-
den. Von 268 Eliteschwimmerinnen (USA) im Alter zwischen 9
– Kontrollverlust: Verlust der Selbstkontrolle über das
und 18 Jahren liessen 62.9% Mahlzeiten ausfallen, und 77.7%
Essverhalten (Menge, Zusammensetzung und Abbruch)
assen bewusst kleinere Portionen, um Gewicht zu verlieren; 12.7%
• Wiederholte unangepasste Kompensationsmechanismen,
praktizierten forciertes Erbrechen, 2.5% konsumierten Laxantien
und 1.5% Diuretika [11]. In Europa liegen die entsprechenden
Werte etwas niedriger: In einer norwegischen Studie mit 518 Elite-
– Laxantien, Diuretika, andere Medikamente
athletinnen verschiedener Disziplinen waren 47% unter Diät,
25% praktizierten pathologische Gewichtsreduktionsmethoden
und 12% meinten, an einer Essstörung zu leiden [12].
• Fressanfälle und Kompensationsmechanismen mindestens
Am meisten gefährdet sind jene Sportlerinnen, deren Sportart
zweimal pro Woche während mindestens drei Monaten
aus ästhetischen, biomechanischen oder physiologischen Gründen
• Unangemessene Selbstbewertung von Körpergewicht und
ein tiefes Körpergewicht voraussetzen [3]. Es sind dies Sportarten,
• in welchen die Leistung subjektiv bewertet wird (z.B. Tanzen,
Purging Typ: regelmässig forciertes Erbrechen oder Ein-
Eiskunstlaufen, rhythmische Gymnastik, Aerobic)
• mit Ausdauercharakter (z.B. Langstreckenlauf, Radrennsport,
Non-Purging Typ: Ausübung anderer, unangepasster Kom-
pensationsmechanismen wie Fasten oder exzessive körper-
• bei welchen körperbetonte Kleider getragen werden (z.B.
• mit Gewichtsklassen (z.B. Kampfsportarten, Ringen, Rudern)
Tabelle 2: Bulimia nervosa: DSM-IV-Diagnostik-Kriterien [5]
• in welchen ein präpubertärer Habitus den Erfolg fördert (z.B.
Eiskunstlaufen, rhythmische Gymnastik, Kunstturnen)
• bei welchen durch das tiefe Körpergewicht eine bessere Leis-
tung erwartet wird (z.B. Skisprung, Klettern)
Die dritte Kategorie gestörten Essverhaltens beinhaltet alle nichtweiter spezifizierten Formen. Die Betroffenen sind meist normal-
Auch männliche Athleten, vor allem jene, welche eine gewichts-
gewichtig, beschäftigen sich jedoch stetig mit ihrer Körperform,
klassendefinierte oder Ausdauer-Sportart betreiben, sind gefähr-
dem Körpergewicht und dem Essen. Sie sind meist eumeno-
det, gestörtes Essverhalten zu entwickeln. Exzessives Training
rrhoisch und zeigen nur ein geringgradiges Bulimie- oder Binge-
und Anorexia nervosa sind auch bei Männern mit Hypogonadis-
mus und Osteoporose vergesellschaftet [3].
Eine andere Hypothese besagt, dass die Fettverteilung und da-
bei vor allem das Oberschenkel-, Gesäss- und Hüftfett eine
Die Gründe für die hohe Inzidenz gestörten Essverhaltens bei
Schlüsselrolle im reproduktiven Prozess darstellt. Es konnte ge-
Sportlerinnen sind multifaktoriell und im Detail nicht geklärt.
zeigt werden, dass die metabolische Aktivität des Fettgewebes
Gewisse Charaktereigenschaften wie Zielstrebigkeit, Perfektio-
unterschiedlich ist, abhängig von seiner Lokalisation (Bauch oder
nismus, Zwanghaftigkeit, Selbstkontrolle, Gefühle «ungenügen-
Hüfte). Eumenorrhoische Turnerinnen hatten signifikant mehr
der» Leistung («noch schneller, noch höher, noch weiter. . . noch
Fettreserven im Bereich der Hüfte als die oligomenorrhoische
schlanker. . . noch besser») finden sich gehäuft sowohl bei Perso-
Vergleichsgruppe, obwohl sich die beiden Gruppen in ihrem tota-
nen mit gestörtem Essverhalten wie auch bei Athletinnen. Soziale,
len Fettanteil nicht unterschieden. Diese Hypothese kann zumin-
familiäre und biologische Gegebenheiten, körperliche, sexuelle
dest einen Teil der widersprüchlichen Resultate bezüglich Ame-
und psychische Gewalterlebnisse, Selbstachtung und Rollenkon-
norrhoe und Körperfettanteil erklären [17, 18].
flikte sind einwirkende und sich gegenseitig beeinflussende ätiolo-gische Faktoren. Soziales Umfeld: soziokulturelle Normen fördern gestörtesEssverhalten (heutiges Schönheitsideal)
Gestörtes Essverhalten zu erkennen ist schwierig und die Behand-
Familiäres Umfeld: mangelnde Vermittlung von Stress-
lung für alle Beteiligten oft frustrierend, da Misserfolge häufig
bewältigungs/Coping-Mechanismen; gestörtes/vermindertes
sind. Die betroffenen Athletinnen sind sich ihrer Abnormität und
Selbstwertgefühl, nicht gelöste innerfamiliäre Konflikte
deren krankhaften Potentials meist bewusst, schämen sich aber
Biologisch: gestörtes Sättigungsgefühl nach schweren Ab-
ihrer und versuchen mit allen Mitteln, diese zu verheimlichen.
magerungskuren; Hypothalamus-Funktionsstörungen; Neuro-
endokrine Störungen (Serotonin, Norepinephrine, Endorphi-
• «Bist du mit deinem Köpergewicht zufrieden?»
Misshandlung: sexuelle, körperliche oder psychische Miss-
• «Welches war dein bisher tiefstes, welches dein höchstes Kör-
Ungenügende Selbstidentität: Selbstidentität basierend auf
• «Wenn du etwas an deinem Körper ändern könntest: Was wür-
Komplimenten, vor allem bezüglich Aussehen; Essen als
Handlung, die selbst kontrolliert werden kann
• «Was hast du in den letzten 24 Stunden gegessen?»
Tiefes Selbstbewusstsein: gestörtes Essverhalten als Antwort
• «Nenne einige für dich «verbotene» Nahrungsmittel.»
auf Stressoren («Wenn ich dünner wäre, dann.»)
• «Wie stark schwankt dein Körpergewicht und in welchem Zeit-
Rollenkonflikte: Angst vor dem Erwachsen- und Frauwerden
vermitteln einen ersten Eindruck über das Essen-Körper-Verhält-
Tabelle 4: Mögliche Auslöser für gestörtes Essverhalten [2]
Dem Psychologen/Psychotherapeuten stehen spezielle psy-
chologische Fragebogen zum Körperkonzept (z.B. Frankfurter
1.4 Unerwünschte Folgeerscheinungen
Körperkonzeptskalen, FKKS; Fragebogen zur Beurteilung deseigenen Körpers, FBeK) und zur Erfassung ernährungs- und ge-
Gestörtes Essverhalten, vor allem die schweren Formen sind mit
wichtsbezogener Einstellungen und Verhaltensweisen (z.B. Eating
einer deutlich erhöhten Morbidität und sogar Mortalität assoziiert
Attitudes Test, EAT; Eating Disorders Inventory, EDI) zur Ver-
und müssen frühzeitig erkannt und nach Möglichkeit verhindert
fügung, um Essstörungen besser erfassen zu können; zu berück-
werden. Mangel- und Unterernährung kann zu Infektanfälligkeit,
sichtigen ist jedoch, dass die in diesen Fragebogen festgelegten
Wundheilungsstörungen, Verbrauch der Muskelglykogenspeicher,
Normen meist nicht sportspezifisch sind und die Athletinnen oft
Hypoglykämien, Anämie, Verlust von Muskelmasse, ungenügen-
dem Knochenaufbau und beschleunigtem Knochenabbau mit
Die Frage nach Stressoren, dem Körpergewicht der Eltern und
möglichen Stressfrakturen (prämature Osteoporose) führen. Di-
Geschwister und eine ausführliche persönliche Anamnese (Ermü-
uretikaabusus und forciertes Erbrechen können Elektrolytstörun-
dungsfrakturen, bekannte chronische Krankheiten, regelmässige
gen, Säure-Basen-Ungleichgewicht, Dehydratation, gastrointesti-
Medikamenteneinnahme) sowie die Zyklusanamnese (siehe Ab-
nale Probleme und kardiale Arrhythmien bewirken. Endokrine und
schnitt 2) sind zur Diagnosestellung notwendig. An die Möglich-
thermoregulatorische Dysfunktionen, Amenorrhoe, Infertilität und
keit physischer und/oder psychischer Gewalterlebnisse (z.B. sexu-
Depression können Folgen gestörten Essverhaltens sein. Die frü-
eller Missbrauch) als Ursache einer Essstörung ist zu denken und
her propagierte kritische Körperfettgrenze von 17% bezüglich
Menstruationsstörungen ist heute nicht mehr haltbar [13]. Es ist
In Tabelle 5 sind weitere wichtige Zeichen und Verhaltens-
gesichert, dass der Körperfettanteil zwar ein wichtiger, aber meist
muster aufgelistet, die auf ein gestörtes Essverhalten hinweisen.
nicht allein Amenorrhoe-determinierender Faktor ist. Es scheint,
Erhärtet sich anhand der Anamnese der Verdacht auf gestörtes
dass vor allem eine über längere Zeit bestehende negative Energie-
Essverhalten, soll als nächstes eine Beurteilung der Essgewohn-
bilanz infolge gestörten Essverhaltens (d.h. Energieverbrauch, v.a.
heiten durch den Ernährungsspezialisten veranlasst werden.
durch körperlich-sportliche Aktivität, grösser als nahrungsabhän-gige Energiezufuhr) Menstruationsstörungen verursachen kann
In der physischen Untersuchung weisen Bradykardie, Hypotonie,
Es wurde auch die Hypothese aufgestellt, dass sich mit abneh-
Orthostase, Hypothermie, karotinoides Hautkolorit und Lanugo-
mendem Körpergewicht der Östrogenmetabolismus verändert: An-
behaarung auf eine Essstörung hin; die Athletinnen sind nicht
stelle der normalen 16-Hydroxylierung kommt es zur 2-Hydroxy-
zwingend untergewichtig. Zu beachten ist, dass Leistungssportle-
lierung der Östrogene und damit zur Bildung von Katechol-Östro-
rinnen generell einen tieferen Körperfettanteil aufweisen (etwa
genen [14]. Katechol-Östrogene sind Steroide, die strukturell den
10–15%) als Frauen, die sich durch sportliche Betätigung lediglich
Östrogenen sehr ähnlich sind, deren Wirkung an den Zielorganen
körperlich fit halten (22–25%). Parotisschwellung, Zahnschmelz-
(z.B. Knochen) aber gering ist. Ebenfalls konnte gezeigt werden,
erosionen, saniertes Gebiss und das Russel’s sign (Haut- und
dass mittels Reduktion des Nahrungsfettanteils und anderer Ver-
Nagelveränderungen des zweiten und dritten Fingers der domi-
änderungen der Nahrungszusammensetzung anstelle von Östro-
nanten Hand) sowie Verletzungen/Zahnspuren auf dem Hand-
genen vermehrt Katechol-Östrogene gebildet werden [15, 16].
rücken sind Zeichen forcierten Erbrechens (Stimulation Würgreflex).
bei Verdacht mit weiteren Untersuchungen auszuschliessen (Tab. 6):
• Wiederholte Äusserungen, zu dick zu sein; sich dick fühlen
• Weigerung, ein minimal empfohlenes Körpergewicht zu
• Inadäquate Nährstoffzufuhr oder -zusammensetzung:
• Häufiges Kritisieren des eigenen Körpers trotz Unter- oder
Fehlernährung, extreme Nährstoffrelationen, Appetitlosig-
keit (Intoxikationen, Schmerzzustände, Malignome, Phar-
• Ständige Beschäftigung mit Essen, Kalorien und Gewicht
makotherapie), Obstruktion des Gastrointestinaltraktes
• Übermässiges Trinken von Mineralwasser oder Light-Ge-
• Konsumation von Nahrungsmengen, die nicht dem Körper-
Maldigestion (M. Crohn), Malabsorption, Eiweissverlust-
syndrome (Nephropathien, Gastroenteropathien)
• Im Versteckten essen; Stehlen von Nahrungsmitteln
Erhöhter Bedarf (hohe Trainingsintensität/Übertraining, In-
– Essen grosser Portionen, dann Gang zur Toilette
fektionen, Malignome), Hyperthyreose, Nebenniereninsuf-
– Aufgequollene Augen, vor allem nach dem Gang zur
Toilette, sowie geschwollene Parotiden (Hamsterbak-
– Hautläsionen oder Verfärbung gewisser Finger
Tabelle 6: Differentialdiagnosen bei untergewichtigen Sportlerin-
– Mundgeruch, schlechte Zahnhygiene (häufiger Zahn-
– Saures Aufstossen, Magenbrennen, Oberbauchbeschwer-
Ist die Diagnose gestörtes Essverhalten einmal gestellt, muss die
• Klagen über «Aufgedunsensein» und Benommenheits-
betroffene Athletin in einem möglichst professionellen Umfeld
gefühl (reflektorische Flüssigkeitsretention, sekundärer
begleitet und über Risiken und Folgen einer Fehlernährung und
Untergewicht klar und für sie verständlich aufgeklärt werden. Im
• Gesteigertes Kälteempfinden (Hypothermie)
Zentrum der therapeutischen Interventionen steht eine individuell
• Grosse Gewichtsschwankungen über kurze Zeit
angepasste, psychologisch-psychotherapeutische Beratung; eine
Verbesserung kann nur dann erreicht werden, wenn sich die Athle-
• Beschäftigung mit den Essgewohnheiten anderer Personen
tin bewusst wird, dass sie an einer Krankheit leidet und gewillt ist,
• Depot von Laxantien, Diuretika oder Abmagerungspillen
Verhaltensänderungen in Angriff zu nehmen. Oft müssen weitere
• Schonungslose, exzessive sportliche Aktivität zusätzlich
Fachkräfte zusätzlich involviert werden, so der Vertrauensarzt der
Patientin und ein Ernährungsspezialist. Familienangehörige,
• Depressive Verstimmung und selbstmissbilligende Gedan-
Freunde, Trainer, Coaches und andere der Athletin nahestehende
Personen sollen nach Möglichkeit in die Behandlung miteinbezo-
• Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Konzentrations-
Erste Ziele zur Gesundheitserhaltung bzw. -wiedererlangung
• Weite, evt. zu grosse, oft sackartig übereinander geschich-
untergewichtiger Athletinnen sind Gewichtszunahme, Gewichts-
stabilisierung und – am wichtigsten – Problemakzeptanz undTherapie-Compliance der Athletin. In Einzelgesprächen (vor al-lem mit dem Psychotherapeuten, aber auch mit den anderen in die
Tabelle 5: Wichtige Hinweise auf gestörtes Essverhalten [2]
Behandlung einbezogenen Personen) muss versucht werden, Ess-gewohnheiten zu normalisieren und Körperbild, Selbstwertgefühl
und bestehende soziale Konflikte zu verbessern. Es wird empfoh-
Bei Verdacht auf Binge-eating/Purging-Verhalten ist die Bestim-
len, eine schriftliche Vereinbarung zwischen Psychologe bzw.
mung der Plasmaelektrolyte (Natrium, Kalium, Kalzium, Magne-
Psychotherapeut und Patientin zu erstellen [2]. Darin werden Ziele
sium, Chlorid) mit Blutgasanalyse indiziert. Die Werte können je
festgehalten, die in Zusammenarbeit mit den involvierten, thera-
nach Hydratation und/oder bei Medikamentenabusus erhöht oder
peutisch aktiven Personen erreicht werden sollen; Besprechungs-
erniedrigt sein. Bei Anorexie-Patientinnen findet sich oft eine
häufigkeit, Termine und eventuell eine Gewichtslimite, die nicht
Anämie, vermindertes Serum-Eiweiss, erhöhte Karotene, ver-
unterschritten werden darf, sowie das in einem definierten Zeit-
mindertes T (verminderte periphere T -Konversion; nicht the-
raum anzustrebende Körpergewicht können Inhalte einer solchen
rapiebedürftig) sowie erhöhte Werte von Harnstoff, Kreati-
nin, Transaminasen und Cholesterin. Bei Elektrolytstörungen ist
Für Athletinnen, die an Wettkämpfen teilnehmen, ist eine tägli-
ein Elektrokardiogramm zu empfehlen (Reizleitungsstörungen,
che minimale Kalorieneinnahme, die über dem errechneten oder
Rhythmusstörungen; oft auch Bradykardie, low voltage, negative
gemessenen Grundumsatz liegt, notwendig. Empfehlungen zur
T-Wellen, verlängertes QT-Intervall). In der Urinanalyse anorekti-
qualitativ und quantitativ sinnvollen Ernährung sollen von einem
scher Patientinnen findet sich oft eine Pyurie, Hämaturie und
Ernährungsspezialisten mit Sportbezug vermittelt werden. Man
Proteinurie, der pH-Wert ist erhöht, das spezifische Gewicht sehr
muss sich immer jedoch vor Augen halten, dass gestörtes Ess-
tief (DD: Nierenkonzentrationsstörung, exzessive Flüssigkeitsauf-
verhalten oft wenig zu tun hat mit den Ernährungskenntnissen der
nahme zum Vertuschen des tiefen Körpergewichts).
Betroffenen selbst; meist sind diese überdurchschnittlich gut über
Eine MRI-Untersuchung des Schädels wird durchgeführt bei
die qualitativen und quantitativen Inhalte von Nahrungsmitteln
jeder atypischen Female Athlete Triad Anamnese oder bei gerings-
informiert, sind aber unfähig, diese in der empfohlenen Art und
ten Zeichen eines zentralen Prozesses (Hirndruck, Sehstörungen,
Unabhängig von der psychologisch-psychotherapeutischen Be-
handlung und der Ernährungsberatung muss immer auch der kör-
perliche Allgemeinzustand berücksichtigt werden. In schweren
Differentialdiagnostisch sind bei Sportlerinnen mit Untergewicht
Fällen ist der Einsatz von Medikamenten, zum Beispiel Anti-
(> 20. Lebensjahr: Body Mass Index < 18.5 kg/m2 ; < 20. Lebens-
depressiva, vorübergehend indiziert. Elektrolytstörungen müssen
jahr: < 3. BMI-Perzentile) an folgende Krankheiten zu denken und
korrigiert und evt. die Patientin hospitalisiert werden (unaufhalt-
barer Gewichtsverlust, signifikante somatische Beschwerden, Ver-
Woche Lauftraining eine Oligo-/Amenorrhoerate von 51%,
sagen der ambulanten Therapie über mehrere Monate). Bei Mens-
Frauen mit 8–50 km pro Woche eine von 33% und Frauen ohne
truationsstörungen oder Stressfrakturen in der Anamnese muss
systematisches Training eine von 6% aufwiesen [22]. Wenn inten-
auch an eine Osteoporose gedacht werden und eine Knochendich-
sives körperliches Training vor der Menarche beginnt, setzt diese
tebestimmung mittels Dualenergy X-ray Absorptiometrie (DXA)
meist verspätet ein (Faustregel: pro Trainingsjahr vor der Menar-
durchgeführt werden (siehe Abschnitt 3).
che Verspätung der Menarche um etwa 5 Monate); bei verspäteterMenarche ist auch die Inzidenz von Zyklusstörungen höher. Die
höchste dokumentierte Amenorrhoerate findet sich bei Ballett-
Die Behandlung gestörten Essverhaltens ist oft langwierig, die
tänzerinnen und Langstreckenläuferinnen [23, 24]. Erfolge enttäuschend und Rückfallquoten gross – vermehrte An-strengungen müssen in die Primärprävention und Früherkennunggesteckt werden, im Sinne von Aufklärung und Sensibilisierungsowohl der Athletinnen wie der Trainer und Eltern.
Ursachen und Pathogenese der bei Sportlerinnen gehäuft auftre-tenden Amenorrhoe sind vielfältig, komplex und im Detail nichtverstanden; dabei interagieren Körpergewicht, Veränderung der
2. Anstrengungsassoziierte Amenorrhoe
Körperzusammensetzung (Fettanteil, Fettverteilung), Raschheit
(«Amenorrhoea athletica»)
und Ausmass des Gewichtsverlusts, Ernährung (vegetarische Diät,fett- und proteinarme Diät), Energiebilanz sowie emotionaler und
Verschiedene Menstruationszyklusstörungen wie zum Beispiel ab-
physischer Stress (Trainingsintensität, -dauer und -häufigkeit) mit
norme Lutealphase, Anovulation oder Amenorrhoe werden bei
den damit einhergehenden Hormon- und Transmitterverände-
Athletinnen im Vergleich zur Normalbevölkerung häufiger beob-
rungen (LH, FSH, Östradiol, Testosteron, Prolaktin, Endorphin,
achtet [19]. Der normale Menstruationszyklus ist abhängig einer-
Prostaglandin, Dopamin, Adrenalin, Epinephrin, Norepinephrin,
seits von intakten Genitalorganen wie Ovar, Tuben, Uterus und
Kortisol usw.) [25]. Es wurde wiederholt eine positive Korrelation
Vagina, andererseits vom korrekten Zusammenspiel hormoneller
sowohl zwischen Trainingsausmass bzw. Stressbelastung und
Signale zwischen Hypothalamus (Gonadotropin Releasing Hor-
Amenorrhoe beschrieben [26, 27]. Der Körperfettanteil ist zusätz-
mone GnRH, Prolaktostatin PIH), Hypophyse (Luteinisierendes
lich ein wichtiger, aber nicht allein determinierender Faktor be-
Hormon LH, Follikelstimulierendes Hormon FSH, Prolaktin),
züglich der Zyklusregulation [13, 28, 29]. Besonderes Interesse gilt
Ovar (Östrogene, Gestagene, Androgene) und Uterus. Bei Dys-
aktuell der «Energy-drain»-Theorie; es wird postuliert, dass die
funktion eines dieser Organe oder Hormone kann der Menstrua-
negative Energiebilanz primär für die Entstehung der anstren-
gungsassoziierten Amenorrhoe, auch «Amenorrhoea athletica»genannt, verantwortlich ist [30].
Viele Zusammenhänge werden nicht oder nur zum Teil verstan-
den, aber es ist heute zumindest geklärt, dass die anstrengungs-assoziierte Amenorrhoe hypothalamischer Genese ist.
Der normale Menstruationszyklus (Eumenorrhoe) dauert 24–35Tage und wiederholt sich 10–13-mal pro Jahr [23]. Die Luteal-phase dauert normalerweise 14 Tage, die Follikelphase ist varia-
2.4 Unerwünschte Folgeerscheinungen
bel. Oligomenorrhoe wird definiert als Zyklusintervall länger als35 und kürzer als 90 Tage. Die Definitionen der zwei Amenorrhoe-
Die gestörte pulsatile GnRH-Ausschüttung hat je nach Grad der
Formen sind in Tabelle 7 zusammengestellt.
Blockade eine Lutealinsuffizienz, Anovulation und/oder Amenor-rhoe zur Folge. In der Praxis kann von einer Lutealinsuffizienzgeredet werden, wenn die Temperaturkurve in der zweiten Zyklus-hälfte weniger als 10 Tage hoch bleibt. Zur klinisch-histologischen
Definition [23] braucht es den bioptischen Nachweis einer von
mehr als zwei Tagen verzögerten histologischen Veränderung des
Endometriums; eine Biopsie ist allerdings in unserem Zusammen-
hang selten notwendig (nur bei Kinderwunsch). Die Auswirkun-
gen einer gestörten pulsatilen GnRH-Ausschüttung auf den Zy-
klusablauf können gering sein, wie bei der Lutealinsuffizienz oder
ausgeprägter, wie bei der Anovulation mit dysfunktionellen Blu-
tungsstörungen und bis zur Amenorrhoe gehen. Bei der Lutealin-
suffizienz kann die Athletin subjektiv einen normalen Zyklus auf-
weisen. Bei länger dauernder Lutealinsuffizienz und Anovulation
kann die ungenügende oder fehlende Progesteronsekretion und die
damit verbundene Östrogendominanz zur Endometriumhyperpla-
sie, selten zum Adenokarzinom des Endometriums führen. Folli-kelreifungsstörungen haben in der Regel eine Infertilität zur Folge. Tabelle 7: Definition der Amenorrhoe [23]
Ein geringes Osteoporoserisiko kann schon bei normalem Zyklusmit Lutealinsuffizienz und/oder Anovulation oder bei Oligomenor-rhoe vorhanden sein, da die mittlere Östrogensekretion pro Monat
ungenügend ist. Bei Amenorrhoe mit erniedrigter Östrogen-produktion kommt es zur Abnahme der Knochendichte und in
Die Prävalenz der Menstruationsstörungen, insbesondere der se-
Folge davon zu einem erhöhten Risiko für Stressfrakturen [36, 32,
kundären Amenorrhoe, ist schwierig anzugeben, da verschiedene
36]. Eine lineare Korrelation zwischen Menstruationsirregularität
Definitionen sowie unterschiedliche Erhebungsmethoden ver-
und verminderter Knochendichte konnte wiederholt gezeigt wer-
wendet und unterschiedliche Populationen untersucht wurden;
den [33, 34, 35]. In der Literatur werden Knochenmassenverluste
bei Sportlerinnen finden sich bezüglich Amenorrhoe Werte von
von 2–6% pro amenorrhoisches Jahr beschrieben. Forschungs-
15–60% versus 3–5% in der weiblichen, fortpflanzungsfähigen
ergebnisse der vergangenen 15 Jahre haben gezeigt, dass der
Gesamtbevölkerung [3, 20, 21]. Dale et al. ermittelten, dass
Knochenmassenverlust innerhalb von drei amenorrhoischen Jah-
Frauen, die noch kein Kind geboren hatten, mit mehr als 50 km pro
ren möglicherweise irreversibel ist – trotz Wiedererlangen der
Menstruation oder Östrogenersatz und Kalzium-Supplementation[33, 35, 36]. Somit wird eine ungenügende Peak-Bone-Mass er-
Anstrengungsassoziierte Amenorrhoe darf nicht als harmlose
• Tanner-Stadium (Brustentwicklung, Axilla- und Pubes-
Anpassung des Körpers an intensiviertes Training betrachtet wer-
den, wie dies oft von Athletinnen, Trainern und Coaches gemacht
• Zeichen eines relativen Androgenüberschusses (Hirsutis-
wird. Es scheint somit von grosser Wichtigkeit, gefährdete Athle-
tinnen möglichst früh zu erkennen, um den bleibenden Knochen-
• Haut (Trockenheit, Akne, Hirsutismus, Lanugobehaarung,
schaden so gering wie möglich zu halten. Neben Osteoporose
können bei Amenorrhoe Auswirkungen auf das Lipoproteinmuster
• Becken (Uterus, Ovarien, Vaginaltrockenheit, Klitoris-
nachgewiesen werden, die das kardiovaskuläre Erkrankungsrisiko
grösse, evt. Abstrich nach Papanicolaou)
Zum Ausschluss anderer Amenorrhoe verursachender Er-krankungen:
Amenorrhoe ist das Symptom einer zugrunde liegenden Störung,deren Ursache gesucht und baldmöglichst behandelt werden muss,da der durch Östrogenmangel bedingte Knochenverlust offenbar
• Stigmata chromosomaler Abnormitäten (Turner-Syndrom)
innerhalb der ersten Jahre nach Aussetzen der Menstruation amstärksten ausgeprägt und möglicherweise irreversibel ist [33, 35,36].Tabelle 9: Hypothalamische Amenorrhoe: klinische Untersuchung
und Prolaktin (Tab. 10), womit die wichtigsten Ursachen der
Amenorrhoe ist die wohl am einfachsten erkennbare Komponente
Amenorrhoe abgeklärt werden können. Nur bei hohem klinischem
der Female Athlete Triad – es muss lediglich die Zyklusanamnese
Verdacht auf eine andere Pathologie sind weitere laborchemische
erfragt werden. Leider sind sich Athletinnen, Trainier, Coaches
und bildgebende Verfahren angezeigt. Zu viele Abklärungen wer-
und Eltern oft nicht bewusst, dass Amenorrhoe ein ernstzuneh-
den von den Athletinnen oft nicht akzeptiert und vermindern so
mendes und behandlungsbedürftiges Problem darstellt.
möglicherweise die Therapie-Compliance.
Jede definierte Amenorrhoe muss abgeklärt werden. Im End-
effekt ist die anstrengungsassoziierte Amenorrhoe eine Ausschluss-diagnose. Zur Diagnosestellung bedarf es einer ausführlichenAnamnese (Tab. 8), eines internistischen und gynäkologischen
Status (Tab. 9) sowie laborchemischer (Tab. 10) und evtl. bild-
* Blutentnahme Mitte des Morgens, nüchtern, normale Nachtruhe;
eiweissreiche Kost, intensives Training am Vortag oder vorgängi-
• Zyklusanamnese, inkl. Alter bei Menarche, Schwanger-
ge Brustuntersuchung können zu falsch hohen Werten führen;
schaft, Kontrazeption, Dysmenorrhoe, Frage nach prä-
bei erhöhtem Wert: Kontrollmessung. Unter optimalen Bedingun-
menstruellem Syndrom, Zyklusalterationen korrelierend
gen: Blutentnahme zwischen 7.30 und 9.30 Uhr, liegende Position
während 30 Minuten; zwei Blutentnahmen im Abstand von
• Trainingsanamnese: Alter bei Beginn (in Relation zur Me-
30 Minuten; Blutentnahme über Venflon.
narche), Häufigkeit, Intensität, Dauer, Veränderungen
• Ernährungs- und Gewichtsanamnese: Gewichtsverände-
Tabelle 10: Typische Laborbefunde bei hypothalamischer bzw.
rungen (höchstes und tiefstes Gewicht, Korrelation zu
Menstruationsveränderungen), Hinweise auf gestörtes Ess-verhalten; vegetarische Diät, Kalzium- und Eisenkonsum
• Symptome des Östrogendefizits (rezidivierend Kolpitis,
Zystitis, Dyspareunie, Flush, trockene Schleimhäute, Er-
Er gibt uns Auskunft über die anatomischen Verhältnisse bei der
primären Amenorrhoe und über den Schweregrad der Störung bei
• Sozialanamnese: Verhalten in Konflikt- und Stresssituatio-
der primären und sekundären Amenorrhoe. Mittels Gestagentest
nen (Arbeitssituation, private Probleme, soziales Umfeld,
kann bestimmt werden, ob eine residuale Östrogenproduktion
vorhanden ist. Dabei nimmt die Athletin zum Beispiel 10 mg
Medroxyprogesteronacetat (Prodafem® 1 Tablette) oder 20 mg
• Familienanamnese (Menarchenalter, Menstruationsstörungen)
Dydrogesteron (Duphaston® 2x1 Tablette) während 10 Tagen p.o. ein. Ein positiver Test – wenn innerhalb 2–7 Tagen nach Medika-
Tabelle 8: Hypothalamische Amenorrhoe: Anamnese
tionsstopp eine Abbruchblutung eintritt – bedeutet, dass diePatientin noch Östrogene produziert und schliesst eine schwer-wiegende anatomische Störung des Reproduktionstraktes aus.
Ist die Pubarche (Norm 10.4 Jahre) und Thelarche (Norm 11.3
Bleibt die Blutung aus, ist entweder die Östrogenproduktion unge-
Jahre) sowie die Menarche (Norm 13.4 Jahre bzw. 2.2 Jahre nach
nügend und somit die zentrale Hemmung stärker, so dass das
der Thelarche) um 3–4 Jahre verspätet, ist eine pädiatrisch-gynä-
Endometrium nicht genügend aufgebaut werden konnte (hypotha-
kologische und pädiatrisch-endokrinologische Spezialunter-
lamische Amenorrhoe) oder der Reproduktionstrakt ist anato-
suchung indiziert. Bei Verdacht auf Wachstumshormonstörung
empfiehlt sich als erste Massnahme die Bestimmung desKnochenalters.
Östrogen-Gestagen-Test:Bei negativem Gestagentest kann – vor allem bei primärer Ame-
Weitere Untersuchungen/Differentialdiagnose:
norrhoe – zur weiteren anatomischen Kontrolle ein kombinierter
Zur laborchemischen Screening-Untersuchung der Amenorrhoe
Östrogen-Gestagen-Test vorgenommen werden. Dabei wird Pri-
gehören die Bestimmung von LH, FSH, Östradiol, basales TSH
mosiston® 3x1 Tablette über 10 Tagen p.o. verabreicht. Sollte der
Test negativ ausfallen (keine Abbruchblutung innerhalb 10 Tage
Pille sind die gleichen, wie man sie vom primär kontrazeptiven
nach Einnahme der letzten Hormontabletten), bedarf es einer Test-
Einsatz dieser Präparate kennt. Dies gilt auch für die Kontra-
wiederholung, um das Ergebnis zu sichern, da nach länger dauern-
der Amenorrhoe der Uterus gelegentlich erst beim zweiten Testreagiert. Spätestens bei negativem Östrogen-Gestagen-Test ist die
Indikation zur Östrogen/Gestagen-Substitutionstherapie:
Athletin dem Gynäkologen zu überweisen.
Wünscht die Athletin weder eine Zyklussteuerung noch eine Kon-trazeption, sind Nebenwirkungen unter der Pille aufgetreten oder
Bei primärer Amenorrhoe sollte eine MRI-Untersuchung der
bestehen Kontraindikationen zur Pilleneinnahme, dann kann eine
Hypophyse durchgeführt werden, um eine organische Läsion aus-
Hormontherapie mit natürlichen Östrogenen (Tab. 11) durchge-
zuschliessen. Eine organische hypothalamisch-hypophysäre Ame-
norrhoe muss zur Abklärung und Therapie dem Spezialisten zuge-wiesen werden [23].
Um irreversible Schäden am Knochen zu verhindern, sollte jede
anstrengungsassoziierte Amenorrhoe sowie eine gesicherte Oligo-menorrhoe von mehr als einem Jahr Dauer adäquat behandelt
werden – dies unabhängig vom lediglich punktuell messbaren
Östrogenwert im Blut, da offenbar die mittlere monatliche Östro-
genproduktion für den Knochenaufbau bzw. Knochenumbau ent-
scheidend ist. Ideal wäre, wenn die Menstruation als Folge einer
Veränderung des Trainingsumfangs (Reduktion um 10–20%), desKörpergewichts (Erhöhung um 2–3%, je nach Ausgangswert
mehr) und der Ernährungsgewohnheiten (positive Energiebilanz)
spontan wieder einsetzt [27, 37]. Bei Sportarten mit saisonalen
Belastungen zeigen Athletinnen in den belastungsarmen Monatenoft ein spontanes Wiedereinsetzen der Menstruation [2]. Dauert
Tabelle 11: Hormonsubstitutionspräparate mit der täglichen mini-
aber die saisonale Amenorrhoe länger als sechs Monate, so ist
malen Östrogendosis, die notwendig ist, um Knochenmassenver-
Therapie nach Eintritt der Menarche:Zur Zyklusregulation und damit zur Osteoporoseprävention bzw.
Die zyklische Gabe eines Gestagens zusätzlich zu den Östrogenen
bei Adoleszenten und jungen Frauen zum Erreichen der maxima-
ist zwingend, um eine Endometrium-Hyperplasie zu vermeiden.
len Peak-Bone-Mass bedarf es einer Östrogenabgabe, sei es mit
Wahrscheinlich haben gewisse Gestagene (zum Beispiel Norethis-
einer kontrazeptiven Pille (Kombinationspräparat) oder mit einer
teron-Acetat) einen zusätzlichen knochenprotektiven Effekt [44,
Östrogen/Gestagen-Substitutionstherapie. Obwohl bisher nur we-
45]. Gestagene können individuell dosiert oder in Form fixer
nig klinische und teilweise widersprüchliche Daten zur Verfügung
Kombinationspräparate eingesetzt werden. Bei jungen Frauen soll
stehen, die die Effizienz einer Östrogenersatztherapie zur Verbes-
das Gestagen in der Praxis nicht aufgrund ihrer geringen metaboli-
serung der Knochendichte bei jungen Athletinnen mit Amenorrhoe
schen Unterschiede, sondern nach seiner klinischen Verträglich-
untersuchten, kann von einem positiven Effekt ausgegangen und
keit ausgewählt werden. Zu betonen ist, dass reine Gestagenpräpa-
die gleichen Hormondosierungen wie in der Postmenopause zur
rate (Minipille) nicht osteoprotektiv sind.
Verhinderung des östrogenmangelbedingten Knochenverlustes
Auch vor Beginn einer Östrogen/Gestagen-Substitutionsthera-
verwendet werden [38, 39, 40, 41, 42, 43]. Vielfach wird jedoch
pie müssen mögliche Kontraindikationen ausgeschlossen werden.
aus Angst vor Gewichtszunahme jegliche Östrogentherapie ab-
Diese sind dieselben wie bei der älteren Frau. Therapie vor dem normalen spontanen Menarchenalter:
Bei jüngeren Athletinnen ist man mit der Verabreichung exogener
Athletinnen, die sexuell aktiv sind, entscheiden sich oft für Ovula-
Hormone extrem zurückhaltend. In erster Linie muss eine Anpas-
tionshemmer; sie schätzen den Zusatznutzen der Kontrazeption,
sung der Ernährungs- und Trainingsgewohnheiten vorgeschlagen
die Einnahme ist einfach, die Blutungen meist weniger stark und
werden. Eine Hormontherapie sollte nur nach Rücksprache mit
schmerzfrei. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der Zyklus-
einem pädiatrischen Endokrinologen bzw. einer erfahrenen Ju-
steuerung und die Durchführung von Langzyklen – immer voraus-
gendgynäkologin durchgeführt werden und ist nicht vor Erreichen
gesetzt, es bestehen keine Risikofaktoren. Die Vorteile einer
eines Knochenalters von etwa 12 Jahren zu erwägen. Bis zum
monophasischen Pille sind die einfachere Einnahme und die
physiologischen Schluss der Wachstumsfugen muss mit niedrigen
Durchführung von Langzyklen. Ein Langzyklus bedeutet eine
Östradiol-Dosierungen behandelt werden (z.B. 17-beta-Östradiol
Einnnahme der monophasischen Pille bis zu 3 x 21 Tagen; ein
100 ng/kgKG/Tag). Eine niedrigdosierte Gabe von 17-beta-Östra-
Abbruch ist mitten in einem Päckli möglich. Für die spätere Ferti-
diol führt zu keiner Schädigung der hypothalamo-hypophysären
lität hat der Langzyklus keinen Einfluss (20 µg Ethinylestradiol-
Pillen: Mercilon®, Harmonet®, Meloden® 21; 30–35 µg Ethinyles-tradiol-Pillen: Marvelon®, Gynera®, Minulet®, Cilest®, Diane® 35).
Nach sechsmonatiger bis einjähriger Hormonsubstitution soll
diese versuchsweise unterbrochen werden, um zu sehen, ob ein Spon-
Bei den Gestagenen sind die modernen Gestagene der 3. Genera-
tanzyklus einsetzt. Lebt die zyklische Funktion danach nicht spon-
tion (Desogestrel, Gestoden, Norgestimat) vorzuziehen, da sie das
tan innerhalb von 3–6 Monaten wieder auf und ist der hypothalamo-
Lipidprofil und den Kohlenhydrat-Stoffwechsel günstiger beein-
hypophysäre Funktionszustand unverändert eingeschränkt, lässt
flussen und auch besser verträglich sind. Bei Akne ist eine Pille
sich die Patientin manchmal doch überzeugen, dass beispielsweise
mit einem Antiandrogen indiziert (zum Beispiel Diane® 35). Vor
eine Veränderung von Gewicht und Training notwendig ist; wenn
Abschluss des Peak-Bone-Mass-Aufbaus sollte eine Pille mit min-
nicht, sollte die Hormonsubstitution wieder begonnen werden.
destens 30 µg Ethinylestradiol verwendet werden [37]. Nebenwir-
Mit einer Hormonersatztherapie wird das Grundproblem der
kungen und Risiken einer primär zur Substitution eingesetzten
amenorrhoischen, essgestörten Athletin nicht behoben; begleiten-
de Massnahmen, wie in Abschnitt 1 beschrieben, sind anzustreben.
Präventiv muss jeder Athletin mit Amenorrhoe eine tägliche Kal-zium-Einnahme von 1500 mg empfohlen werden. Es sei nochmals
Amenorrhoische Frauen – Athletinnen und Nichtathletinnen –
hervorgehoben, dass der primäre Ansatz der Therapie der Ge-
haben im Vergleich zu eumenorrhoischen eine deutlich geringere
Knochendichte. Die vertebrale Knochendichte wurde bei Athletin-nen mit Amenorrhoe um 20% tiefer im Vergleich zu eumenorrhoi-schen Athletinnen und um 10% tiefer als eumenorrhoische Nicht-athletinnen gleichen Alters beschrieben [47]. Nebst einer vermin-
3. Osteoporose
derten Gesamtknochendichte konnte auch eine verminderte Dichteperipherer Knochen (Femurschaft, Femurhals, Trochanter major,
Die Osteoporose als schwerwiegende und partiell irreversible
Ward triangle, intertrochantere Region und Tibia) gezeigt werden
Begleiterscheinung der beiden anderen Teile der Female Athlete
[48, 49]. Die Daten lassen vermuten, dass nicht alle amenorrhoi-
Triad steht im Mittelpunkt der Diskussionen um Bedeutsamkeit
schen Athletinnen gleich stark gefährdet sind, Knochenmasse zu
und Aufklärung dieses Symptomenkomplexes. Gerade im Ado-
verlieren. Extreme mechanische Beanspruchung des Skeletts, wie
leszentenalter, in welchem die maximale Knochenmasse (Peak-
dies zum Beispiel bei Spitzengymnastinnen der Fall ist, scheint
Bone-Mass) aufgebaut wird, kann sich eine Störung dieses Auf-
dem amenorrhoebedingten Knochenverlust teilweise entgegenzu-
bauprozesses stark auf die Knochen- und damit die spätere
wirken [50]; erhöhte Muskelkraft und Muskelmasse gehen zudem
Lebensqualität junger motivierter Athletinnen auswirken.
mit erhöhter Knochendichte einher [51, 52, 53, 54]. Zu beachtenist, dass Sportlerinnen in Disziplinen mit sogenanntem «impactloading» (alle Sportarten, in denen das Körpergewicht dauernd
von den Beinen getragen wird; axiale Belastung des Skeletts) imVergleich zu Nichtsportlerinnen eine höhere Knochendichte auf-
Der Begriff Osteoporose beinhaltet tiefe Knochenmasse und er-
weisen können und somit eine «in der unteren Norm liegende»
höhtes Frakturrisiko als Konsequenz einer ungenügenden Kno-
Knochendichte junger amenorrhoischer Athletinnen bereits ein
chenformation und/oder eines frühzeitigen Knochenabbaus. Kno-
klinisch relevantes Indiz für ein Knochendefizit darstellen kann;
chen ist ein dynamisches Gewebe, das stetig umgebaut wird. Der
klinisch relevant deshalb, weil die Knochenbelastungen durch die
Umbau findet vor allem im trabekulären Anteil statt (axiales Ske-
intensive sportliche Aktivität so hoch sein können, dass es einer
lett) und sekundär im kortikalen Anteil (Röhrenknochen). Ist die
erhöhten Knochendichte bedarf, um Frakturen zu verhindern [55,
Peak-Bone-Mass im Alter zwischen 18 und 25 Jahren erreicht,
beginnt ein kontinuierlicher Knochenabbau von jährlich 0.3–0.5%. Mit dem Eintritt der Menopause erhöht sich der Knochenab-bau bei der Frau während etwa 10 Jahren initial auf etwa 2% pro
Jahr, danach auf etwa 1% pro Jahr, das Resultat des eingetretenenÖstrogenmangels. Eine Frau mit tiefer Peak-Bone-Mass erreicht
Die Knochendichte wird von vielen Faktoren beeinflusst. Die
somit den Frakturrisiko-Schwellenwert früher als jene mit hoher
wichtigsten davon sind Genetik, Geschlecht, Körpergewicht, Er-
maximaler Knochendichte. Tabelle 12 zeigt die Definitionen un-
nährung (Gesamtkalorienzufuhr, Eiweiss-, Kalzium- und Vitamin-
terschiedlicher Knochendichten Erwachsener gemäss Weltge-
D-Zufuhr usw.), Hormonstatus (Sexualsteroide, Kalzitriol, Insu-
lin-like growth factor 1, Kortisol), mechanische Beanspruchung(Art und Intensität der körperlichen Aktivität, Körpergewicht),Rauchen und Alkohol. Tiefe Knochendichte findet sich vermehrtbei verspäteter Menarche, Amenorrhoe, Oligomenorrhoe über
mehrere Jahre oder bei Trainingsbeginn vor der Menarche. Die
verschiedenen Formen der Osteoporose sind in Tabelle 13 auf-
gelistet und helfen bei differentialdiagnostischen Überlegungen.
Die frühzeitige Osteoporose, wie sie bei der Female Athlete
Triad auftritt, entsteht durch vermehrten Knochenabbau bei
gleichzeitig vermindertem Knochenaufbau. Das endokrine Profil
der amenorrhoischen Athletin ist dem Langzeit-Östrogendefizit
der postmenopausalen Frau gleichzustellen. Tiefe Blut-Östrogen-
Spiegel beeinflussen die Homöostase zwischen Knochenaufbau
und -abbau zu Gunsten des Abbaus und führen dadurch zu einem
in jedem Alter teilweise irreversiblen Knochenverlust, vor allemim trabekulären Knochen (axiales Skelett).
> 2.5 SDunterhalb des Durchschnittswertesjunger Erwachsener und eine
3.4 Unerwünschte Folgeerscheinungen
Der osteoporotische Knochen zeigt eine verminderte Dichte undDehnfähigkeit und eine pathologische Mikroarchitektur, so dassdie Brüchigkeit und damit das Frakturrisiko erhöht ist. Die Abnah-
Tabelle 12: Knochendichte-Kriterien der Weltgesundheitsorgani-
me des Mineralgehalts (gemessen mittels Dualenergy X-ray Ab-
sorptiometrie, DXA) um eine Standardabweichung ist mit einemerhöhten Frakturrisiko um den Faktor 1.5–3 verbunden [46]. Hüft-
Für die Beurteilung der Knochendichte junger Mädchen beste-
und Wirbelkörperkompressionsfrakturen, wie sie sonst bei alten
hen Normogramme [51], mit welchen z-Scores bestimmt werden
Frauen auftreten, aber auch Frakturen der unteren Extremität (v.a.
können. Sie erlauben die Aussage, ob ein Mädchen bezüglich
Tibia, Metatarsalia) wurden bei an Anorexia nervosa leidenden
seinem Alter eine zu tiefe Knochendichte aufweist. Diese Werte
Mädchen, welche definitionsgemäss eine Amenorrhoe aufweisen,
sind jedoch klinisch von geringer Relevanz, da davon ausgegan-
gen werden sollte, dass diese Mädchen unter gesunden Lebens-bedingungen ihre Knochendichte bis zum 25. Lebensjahr nochaufbauen können.
chung wird der Mineralgehalt (bone mineral content, BMC, in
Primäre Osteoporose:
Gramm) bzw. die Knochendichte (bone mineral density, BMD,
in g/cm2 oder bone mineral apparent density, BMAD, in g/cm3) des
Gesamtkörpers, der Wirbelsäule (L2–L4) und des proximalen
Femurs gemessen. Die Messgenauigkeit unterschiedlicher Geräteliegt abhängig vom Messort zwischen 1–3%. Eine Kontrollunter-
Sekundäre Osteoporose:
suchung (frühestens nach 1–2 Jahren) sollte somit immer am
gleichen Gerät vorgenommen werden. Die Knochendichte-
Hypogonadismus (primärer Hypogonadismus, Menopause
messung dient zur Abschätzung des aktuellen Frakturrisikos, sagt
< 45 Jahre, sekundäre Amenorrhoe > 1 Jahr)
aber nichts aus über Ursache und Dynamik des Knochenumbaus.
Die immer mehr propagierte quantitative Ultraschalluntersuchung
kann im Moment noch nicht empfohlen werden, da sie noch zu
• Gastrointestinale Erkankungen/Alimentär:
KalziummmangelMalabsorptionMalnutrition (BMI < 18.5 kg/m2, Anorexia nervosa)Primär biliäre ZirrhoseLaktose-Intoleranz
Multiples MyelomDiffuse Knochenmetastasierung
• Rheumatologische und Bindegewebs-Erkankungen:
Osteogenesis imperfectaEhlers-Danlos-SyndromMarfan-SyndromHomozysteinurieChronische PolyarthritisMorbus Bechterew
Chronische NiereninsuffizienzImmobilisationChronischer AlkoholismusMedikamente (systemische Kortikosteroide > 7.5 mg/dwährend > 1 Jahr, Antiepileptika usw.)
Abbildung 1: Flussdiagramm zur Indikation einer Knochendichte-bestimmung
Tabelle 13: Formen der Osteoporose [63]
Bei isolierter primärer Amenorrhoe und idealer sportlicher Ent-
wicklung kann mit der erstmaligen DXA-Bestimmung bis zum
Am Anfang der Diagnostik steht eine ausführliche Anamnese und
Laboruntersuchungen dienen dazu, sekundäre Ursachen der
klinische Untersuchung, welche es ermöglicht, sekundäre Formen
Osteoporose zu erkennen und die Dynamik des Knochenumbaus
der Osteoporose zu vermuten. Wichtig im Zusammenhang mit der
zu erfassen (Krankheitsaktivität, Geschwindigkeit des Knochen-
Female Athlete Triad ist die Frage nach Osteoporose in der Fami-
lie, Stressfrakturen in der Vorgeschichte, Menstruationsirregulari-
Die in Tabelle 14 aufgelisteten allgemeinen Laboruntersuchun-
täten und Essgewohnheiten (siehe auch Abschnitt 1 und 2).
gen gehören zum Osteoporose-Screening [61, 62, 63]; die spe-zielle Labordiagnostik ist optional und nur bei entsprechendem
klinischem Verdacht oder allenfalls als Therapiekontrolle (Pyri-
Bei Status nach Stressfraktur finden sich möglicherweise von
aussen sichtbare, skelettäre Formveränderungen, z.B. Rundrückenbei Wirbelkörperimpressionsfrakturen oder Stufenbildung in der
Eine der klinischen Hauptanwendungen der biochemischen Kno-
Wirbelsäule bei Spondylolyse. Auf Stigmata möglicher Osteopo-
chenresorptionsmarker (Pyridinolin Crosslinks) ist die Nachkon-
rose verursachender Erkrankungen wie Überstreckbarkeit von
trolle unter Therapie; bereits 3–4 Monate nach Beginn einer anti-
Gelenken beim Marfan-Syndrom oder cushingoider Habitus bei
resorptiven Behandlung kann beurteilt werden, ob sich die Kno-
Hyperkortisolismus muss geachtet werden.
chenabbaurate verändert hat: Bei Ansprechen der Behandlung isteine Abnahme der Resorptionsparameter um 50% zu verzeichnen.
Die Pyridinolin-Crosslink-Spiegel weisen jedoch eine grosse kli-
Bei Stressfrakturen in der Anamnese, lang andauernder Amenor-
nische Variabilität auf, so dass deren osteologische Beurteilung
rhoe (> 1 Jahr) oder bei Vorhandensein anderer Osteoporose-
nicht vollständig schlüssig ist. Mittels Densitometrie ist eine The-
Risikofaktoren soll bei einer Leistungssportlerin eine Knochen-
rapiekontrolle frühestens nach 1–2 Jahren sinnvoll (Ausnahme:
dichte-Bestimmung mittels DXA vorgenommen werden (Abb. 1).
Bei Osteomalazie kann sich die Knochendichte innerhalb von ein
Die konventionelle Röntgenaufnahme erlaubt keine Frühdiagnose
der Osteoporose, hat aber ihren festen Stellenwert in der Doku-mentation von Frakturen, die im Zusammenhang mit einer Osteo-
porose auftreten können. Wenn in der konventionellen Röntgen-
Differentialdiagnostisch müssen bei entsprechendem Verdacht an-
aufnahme Osteoporose diagnostiziert werden kann, beträgt der
dere sekundäre Formen der Osteoporose ausgeschlossen werden
Knochendichteverlust bereits 20–30%. Bei der DXA-Untersu-
Epidemiologische Daten betreffend gestörtem Essverhalten und
• Allgemeine Labordiagnostik:
Amenorrhoe bei Schweizer Athletinnen sind kaum existent. Inwie-
– Blutsenkungsreaktion (Hinweis auf Systemerkrankung,
weit Angaben zu Prävalenz und Inzidenz aus den USA oder Län-
dern Europas (z.B. Norwegen) auf die Schweiz übertragen werden
– differenziertes Blutbild (Entzündung, Anämie, neoplas-
können, bleibt derzeit noch unklar. Die klinische Erfahrung besagt
jedoch, dass das Problem auch in unserem Land besteht.
Die Verdachtsdiagnose einer «Female Athlete Triad» als Ganzes
– alkalische Phosphatase (Osteomalazie; altersentspre-
oder einzelner Komponenten kann mit Erfahrung im Umgang mit
chende Normen beachten, da sie während des Wachs-
Sportlerinnen und einem medizinischen Basiswissen auch von
Trainern gestellt werden. Betrachtet man aber die einzelnen Trias-
Komponenten jede für sich und soll die Verdachtsdiagnose erhär-
tet werden, so stellt man fest, dass der aktuelle Wissensstand zu
den einzelnen Erkrankungen nicht ohne weiteres auf das Kollek-
tiv der Leistungssportlerinnen übertragen werden kann. Beispiels-weise ist die korrekte Beurteilung des Essverhaltens oder des
• Spezielle Labordiagnostik (optional):
Körperkonzepts von Spitzenathletinnen mittels bestehender stan-
– Osteokalzin oder Isoenzym der knochen-
dardisierter Fragebogen problematisch, da die in diesen Fragebo-
gen festgelegten Normen meist nicht sportspezifisch sind. Wo sind
die Grenzen zwischen einem durch den Leistungssport bedingten,
ausgeprägteren Körperbewusstsein und entsprechendem adaptier-
ten Essverhalten und einer pathologischen Ausprägung in Rich-
– evtl. Serum-Eiweisselektrophorese (Multiples
tung Essstörung? Bei der Auswertung und Interpretation der Fra-
gebogen müssen Unsicherheiten bezüglich der «Norm» unbedingt
Zur Evaluation der Knochendichte gilt heute die DXA-Unter-
– Pyridinolin Crosslinks (Knochenresorptions-
suchung als Goldstandard. Sie ist relativ teuer und nicht als Osteo-
porose-Screening geeignet. Könnte künftig mit einer einfacheren
* Parathormon und 25(OH)-Vitamin-D müssen gemessen werden,
Untersuchung, wie zum Beispiel mit den neuen, jedoch noch nicht
sobald die Osteoporose-Diagnose mit DXA gestellt ist.
validierten Knochendichte-Ultraschallmessgeräten das Osteopo-rose-Screening und damit die routinemässige sportärztliche Unter-suchung der Nationalkaderathletinnen ausgeweitet und so betrof-
Tabelle 14: Laboruntersuchungen zum Osteoporose-Screening
fene oder gefährdete Athletinnen früher erfasst und behandeltwerden? Eine mögliche, positive Zukunftsperspektive.
Was die eigentliche Behandlung der Female Athlete Triad und
insbesondere diejenige der Amenorrhoe anbelangt, so scheinen
Ziel der Behandlung soll sein, den Knochenabbau zu verhindern
hier die gewichtigsten offenen Fragen zu bestehen. Es fehlen
sowie den Knochenaufbau zu fördern. Jede Athletin ab Pubertät
Langzeitstudien zur Östrogenersatztherapie bei jungen amenor-
sollte (präventiv oder therapeutisch) täglich 1500 mg Kalzium und
rhoischen Frauen/Mädchen im Allgemeinen und jungen amenor-
mind. 5 µg (= 200 IE) Vitamin D einnehmen, und bestehende
rhoischen Athletinnen im Speziellen. Heute wird davon ausgegan-
Osteoporose-Risikofaktoren müssen nach Möglichkeit eliminiert
gen, dass die Therapiekonzepte der Hormonsubstitution, wie sie
werden [38, 63]. Wenn immer möglich sollte diese Zufuhr auf
seit Jahren in der (Post-)Menopause zur Osteoporoseprävention
einer natürlichen Ernährung basieren. Zusätzlich ist auf eine genü-
eingesetzt werden, auch bei Athletinnen mit anstrengungsassozi-
gende Zufuhr von Vitamin K, Vitamin B6, Zink, Magnesium und
ierter Amenorrhoe angewendet werden können, da deren Hormon-
Kupfer zu achten. Bei gemessener tiefer Knochendichte (ob im
konstellation mit jener der (Post-)Menopause vergleichbar ist. Wie
axialen Skelett oder im Röhrenknochen) und Amenorrhoe ist pri-
weit beeinflussen aber die bei Leistungsathletinnen oft zusätzlich
märes Ziel, einen normalen, spontanen Menstruationszyklus zu
bestehenden, in der (Post-)Menopause meist nicht vorhandenen
erlangen, um die Menge der im Blut zirkulierenden Östrogene zu
Essstörungen, Untergewicht, minimaler Körperfettanteil, hoher
erhöhen. Eine Hormontherapie (Ovulationshemmer oder Östro-
Trainingsumfang und hohes «impact loading» die Entwicklung
gen/Gestagen-Substitutionstherapie, Details siehe Abschnitt 2) ist
der Knochendichte und Knochenstruktur? Kann das eine das
angezeigt, wenn der Amenorrhoe verursachende Lebensstil nicht
andere teilweise kompensieren? Können exogen zugeführte
angepasst werden kann oder will. Andere Therapien, wie sie bei
Östrogene im Langzeitverlauf die Knochenstruktur in gleicher
postmenopausalen Frauen mit Osteoporose verwendet werden,
Weise aufbauen wie die physiologisch endogen produzierten?
wie zum Beispiel Bisphosphonate, Fluoride, Calcitonin, SERMs
Vor allem bezüglich Langzeitverlauf und Langzeitprognose der
oder Tibolon sind bei jungen Frauen mit Amenorrhoe bzw. Osteo-
an Female Athlete Triad erkrankten Frauen und Mädchen sind
porose nicht genügend untersucht und können vorerst nicht emp-
noch wichtige Fragen offen, die hoffentlich in den nächsten Jahren
Dosiertes Krafttraining vermag Muskelmasse und Muskelkraft
zu erhöhen und verbessert möglicherweise zusätzlich die Kno-chenstruktur; auch körperliche Aktivitäten mit sogenanntem «im-pact loading» wirken sich positiv auf die Knochendichte aus [50,
5. Praxisrelevante sportmedizinisch-klinische Schlussfolgerungen
Durch die aktuell immer noch zunehmende sportliche Aktivität derFrauen und Mädchen hat sich bei stetig steigendem Leistungs-
4. Ungeklärte, offene Fragen
druck die Problematik der Female Athlete Triad massiv verschärft. Jede der einzelnen Trias-Komponenten ist eine für sich abklä-
Da die Kenntnisse über die Female Athlete Triad und damit die
rungs- und behandlungsbedürftige Erkrankung. Treten alle drei
Brisanz dieses ernstzunehmenden Symptomenkomplexes erst in
Erkankungen gleichzeitig auf, so ist der diagnostische und thera-
jüngster Vergangenheit voll bewusst wurden, ist es nicht erstaun-
peutische Approach ein besonderer. Es gilt, unter allen möglichen
lich, dass bezüglich Epidemiologie und im Besonderen bezüglich
differentialdiagnostischen Überlegungen der einzelnen Kompo-
Abklärung und Intervention längst nicht alle Fragen geklärt sind.
nenten sich auf das Wesentliche und Häufige zu konzentrieren
und von unnötigen belastenden Untersuchungen der Sportlerinnen
(GPT), Kreatinin, Eiweiss, Albumin, Östradiol, LH und FSH im
abzusehen. Die konstruktive Zusammenarbeit der verschiede-
Blut. Bei differentialdiagnostisch klinischem Verdacht sind auch
nen in die Abklärung und Therapie involvierten Spezialisten
Osteokalzin oder das Isoenzym der knochenspezifischen alkali-
(Gynäkologen, Endokrinologen, Pädiater, Ernährungsspezia-
schen Phosphatase, Parathormon, 25(OH)-Vitamin-D, TSH, Nüch-
listen, Psychologen, Osteologen) ist hierbei von grösster Wich-
tern-Kortisol und eine Serum-Elektrophorese zu bestimmen. Zur
tigkeit, um Widersprüche in der Beurteilung und um Doppel-
Beurteilung der Knochenumbaudynamik und des Ansprechens ei-
spurigkeiten bei den Abklärungen zu vermeiden.
ner antiresorptiven Therapie (nach 3–4 Monaten) können die Kno-chenresorptionsmarker Pyridinolin Crosslinks im Urin dienlichsein. Mittels DXA ist eine Therapiekontrolle frühestens nach 1–2
Der sportmedizinisch orientierte und interessierte Arzt muss dieTrias von gestörtem Essverhalten, Amenorrhoe und Osteoporose
kennen und in der Sprechstunde aktiv danach suchen. Vor allemgefährdet sind Sportlerinnen, deren Sportart aus ästhetischen, bio-
Ist die Diagnose einer Female Athlete Triad gestellt, müssen die
mechanischen oder physiologischen Gründen ein tiefes Körper-
einzelnen Komponenten im Kontext der Trias behandelt werden.
gewicht voraussetzen. Ergibt sich in der sportärztlichen Präventiv-
Dies bedeutet eine kontinuierliche, konstruktive und sich ergän-
untersuchung oder anlässlich einer Konsultation aus anderen
zende Betreuung durch die involvierten medizinischen Fachperso-
Gründen der Verdacht, dass die Athletin an allen oder einer der
nen, den Trainern, Coaches und Eltern. Zentrale Ansprechsperson
Trias-Erkrankungen leidet, so kann als erstes Screening der von den
sollte ein der Athletin vertrauter Arzt sein, der alle Abklärungen
Swiss Olympic Medical Centers des SOV entwickelte spezielle
und therapeutischen Massnahmen koordiniert und die Athletin im
Female-Athlete-Fragebogen (deutsch und französisch, ab Novem-
Entwicklungsprozess begleitet. Verunsichernde Doppelspurigkei-
ber 2000 erhältlich beim SOV oder beim Bundesamt für Sport,
Sportwissenschaftliches Institut, z.H. Arztsekretariat, 2532 Magg-
Besonders die Behandlung gestörten Essverhaltens bedarf einer
lingen) eingesetzt werden. Dieser beinhaltet Fragen zu Menstrua-
guten interdisziplinären Zusammenarbeit von Psychologe/Psy-
tionszyklus, Hypophysendysfunktion, Östrogendefizit, Hyper-
chotherapeut, Ernährungswissenschafter, Arzt und Trainer. Mittels
androgenämie, Schilddrüsendysfunktion, Gewicht, Essverhalten,
einer individuell auf die Athletin abgestimmten Vereinbarung zwi-
Ernährung/Supplemente, Stressfrakturen sowie Trainings- und
schen Psychotherapeut/Psychologe und Patientin können Bespre-
chungshäufigkeiten, Termine, eine untere Gewichtslimite oder das
Erhärtet sich der Verdacht auf eine bestehende oder beginnende
in einer bestimmten Zeitperiode zu erreichende Körpergewicht
Essstörung, kann mittels gezielter Fragen (z.B. «Nenne einige für
festgehalten werden. In Fällen schwerer Essstörung ist der Einsatz
dich ‹verbotene› Lebensmittel») sowie anhand körperlicher Hin-
von Medikamenten (z.B. Antidepressiva, Elektrolyte) oder gar
weise (z.B. Hautläsionen an den Fingern der dominanten Hand als
eine Hospitalisation notwendig. Die Behandlung gestörten Essver-
Zeichen des forcierten Erbrechens bei Bulimie) das Essen-Körper-
haltens ist langwierig, die Erfolge sind enttäuschend und Rückfall-
Verhältnis der Athletin abgeschätzt werden. Zur präzisen Beurtei-
quoten hoch. Deshalb gebührt der Früherkennung und Primärprä-
lung einer möglichen Essstörung, bedarf es dann einer professio-
nellen psychologischen und ernährungsspezifischen Weiterabklä-
Um irreversible Schäden am Knochen zu verhindern, sollte jede
rung. Gestörtes Essverhalten zu erkennen ist schwierig und gelingt
anstrengungsassoziierte Amenorrhoe sowie eine gesicherte Oligo-
vielfach erst nach mehreren Gesprächen mit den Betroffenen;
menorrhoe von mehr als einem Jahr Dauer adäquat behandelt
diese sind oft (noch) nicht untergewichtig und bestrebt, das Pro-
werden – dies unabhängig vom lediglich punktuell messbaren
Östrogenwert im Blut, da offenbar die mittlere monatliche Östro-
Die Amenorrhoe ist die am einfachsten zu erkennende Kompo-
genproduktion für den Knochenaufbau bzw. Knochenumbau ent-
nenten der Trias, weil lediglich der Menstruationszylus erfragt
scheidend ist. Primäres Ziel soll sein, dass die Menstruation als
werden muss. Jede gesicherte primäre oder sekundäre Amenor-
Folge von Trainingsumfangsverminderung, Gewichtserhöhung
rhoe muss abgeklärt werden. Eine detaillierte internistisch-gynä-
und ausgewogener Ernährung mit positiver Energiebilanz spontan
kologische Anamnese (inkl. Trainingsanamnese, Frage nach
wieder einsetzt. Wird dieses Ziel nicht erreicht, müssen die feh-
Stressfrakturen, persönlichen, beruflichen, sozialen Konflikten)
lenden Östrogene von aussen zugeführt werden, insbesondere bei
und der entsprechende Status (Entwicklung sekundärer Ge-
der sekundären Amenorrhoe sowie bei Adoleszenten und jungen
schlechtsmerkmale, Androgenisierungserscheinungen u.a.) geben
Frauen zum Erreichen einer genügenden Peak-Bone-Mass.
Auskunft über Amenorrhoe verursachende, differentialdiagnos-tisch zu berücksichtigende Störungen. Das laborchemische Scree-
Hormontherapie nach Eintritt der Menarche:
ning beschränkt sich auf die Bestimmung von LH, FSH, Östradiol,
Die Östrogenzufuhr kann in Form einer kontrazeptiven Pille
basales TSH und Prolaktin im Blut; mit Ausnahme von Prolaktin,
(vorzugsweise mit einem Gestagen der 3. Generation) oder als
welches erniedrigt oder normal sein kann, sind diese Parameter bei
Östrogen/Gestagen-Substitutionspräparat erfolgen. Die Pille
der anstrengungsassoziierten Amenorrhoe, welche einer hypotha-
eignet sich besonders für sexuell aktive Athletinnen, die den
lamischen Amenorrhoe entspricht, erniedrigt. Nur bei klinischem
Zusatznutzen der Kontrazeption schätzen; die Einnahme der
Verdacht auf Amenorrhoe anderer Genese sind weiterführende
Pille ist zudem einfach, die Blutungen sind meist weniger stark
laborchemische oder bildgebende Abklärungen indiziert (Ausnah-
und schmerzfrei. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der Zyklus-
me: MRI-Untersuchung der Hypophyse bei primärer Amenorrhoe
steuerung und die Durchführung von Langzyklen (monophasi-
zum Ausschluss einer zentralen organischen Störung).
sche Pille bis zu 3 x 21 Tagen). Vor Erreichen der Peak-Bone-
Zur Osteoporosediagnose und zur Beurteilung des Frakturrisi-
Mass zu Beginn der dritten Lebensdekade muss eine Pille mit
kos gilt heute die Knochendichtebestimmung mittels Dualenergy
mindestens 30 µg Ethinylestradiol verwendet werden. Wünscht
X-ray Absorptiometrie (DXA) als Goldstandard. Die Indikation
die Athletin weder eine Zyklussteuerung noch eine Kontrazep-
soll zurückhaltend gestellt werden. Sie ist empfohlen bei sekundä-
tion, sind Nebenwirkungen unter der Pille aufgetreten oder be-
rer Amenorrhoe von mindestens einem Jahr Dauer, Stressfrakturen
stehen Kontraindikationen zur Pilleneinnahme, dann kann eine
in der Anamnese, vorhandener Osteoporose-Risikofaktoren oder
Hormontherapie mit natürlichen Östrogenen (siehe Tab. 11,
gestörtem Essverhalten, wenn trotz professioneller Ernährungs-
Abschnitt 2) durchgeführt werden. Die zyklische Gabe eines
beratung und -begleitung innerhalb von einem Jahr keine Erfolge
Gestagens (individuell dosiert oder als Kombinationspräparat)
erzielt werden. Das laborchemische Osteoporose-Screening be-
zusätzlich zum natürlichen Östrogen ist zwingend, um eine En-
inhaltet die Bestimmung von BSR, differenziertem Blutbild, Kal-
dometrium-Hyperplasie zu vermeiden. Reine Gestagenpräparate
zium, Phoshor, alkalische Phosphatase, ASAT (GOT), ALAT
(Minipille) sind nicht osteoprotektiv. Hormontherapie vor dem normalen spontanen Menarchenalter:
• Traumatische Erlebnisse, z.B. Verletzungen, Verlust des Trai-
Bei jüngeren Athletinnen ist man mit der Verabreichung exogener
Hormone extrem zurückhaltend. Eine Hormontherapie sollte nur
• Vulnerable Lebensphasen (Pubertät/Adoleszenz, Studiums-
nach Rücksprache mit einem pädiatrischen Endokrinologen oder
einer erfahrenen Jugendgynäkologin durchgeführt werden und istnicht vor Erreichen eines Knochenalters von etwa 12 Jahren zu
Schliesslich wären präventive Basisinformationen im Rahmen von
erwägen. Bis zum physiologischen Schluss der Wachstumsfugen
Aufklärungsarbeiten nicht nur den Trainern, sondern auch den
muss mit niedrigen Östradiol-Dosierungen behandelt werden (z.B.
Athletinnen, Eltern und Coaches konstruktiv zu vermitteln. Diese
17-beta-Östradiol 100 ng/kgKG/Tag). Eine niedrigdosierte Gabe
für eine sinnvolle Sportaktivität – egal auf welchem Leistungs-
von 17-beta-Östradiol führt zu keiner Schädigung der hypothala-
niveau – beachtenswerten Grundsätze lauten etwa [66]:
mo-hypophysären Achse. Vor jeglicher Hormonsubstitution sind
• Sportliche Aktivität bedingt eine gute körperliche und mentale
die bekannten Risikofaktoren und Kontraindikationen auszu-
• «Gewinnen um jeden Preis» ist langfristig nicht sinnvoll• Gesunde Ernährungsgewohnheiten gehen eher mit guten Leis-
Nach sechsmonatiger bis einjähriger Hormonsubstitution kann
tungen einher, während schlechte oder ungenügende Ernährung
diese versuchsweise unterbrochen werden, um zu sehen, ob ein
im Langzeitverlauf die Leistungsfähigkeit mindert
Spontanzyklus einsetzt. Ist dies innerhalb von 3–6 Monaten nicht
• Aufklärung über Inhalt und Menge einer ausgewogenen Ernäh-
der Fall, sollte die Hormonsubstitution wieder begonnen werden.
Begleitend zur Östrogentherapie bzw. als Osteoporose-Prävention
• Körpergewicht und Körperfettanteil sollten nicht als Basis der
ist auf eine genügende Zufuhr von Kalzium (1500 mg/Tag) und
Vitamin D (mind. 5 µg bzw. 200 IE/Tag) zu achten – wenn im-
• Ungenügende Kalorieneinnahme kann mit Müdigkeit, Anämie,
mer möglich basierend auf einer natürlichen Ernährung. Andere
Elektrolyt-Störungen und verminderter Leistungsfähigkeit ein-
Osteoporose-Therapeutika (Bisphosphonate, Fluoride, Calcito-
nin, SERMs, Tibolon), die vor allem in der Postmenopause einge-
• Körperliche Veränderungen während der Pubertät – Menarche,
setzt werden, sind bei jungen amenorrhoischen Frauen nicht genü-
Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale, Erhöhung des
gend untersucht und können vorderhand nicht empfohlen werden.
Körperfettanteils – sind normal und erwünschenswert
Dosiertes Krafttraining hingegen vermag Muskelmasse und Mus-
• Ermunterung der Athletinnen, ihren Menstruationszyklus zu be-
kelkraft zu erhöhen und verbessert möglicherweise zusätzlich
obachten und Veränderungen mit ihrem Vertrauensarzt oder ih-
die Knochenstruktur; auch körperliche Aktivitäten mit «impact
loading» (d.h. axialer Belastung des Skeletts) wirken sich positivauf die Knochendichte aus.
Es ist sehr zu hoffen, dass diese und ähnliche Präventionsmassnah-men nach und nach umgesetzt werden können und dadurch sowohlAthletinnen wie Eltern, Trainern, Coaches und nicht zuletzt denbetreuenden Ärzten ein bewussterer Umgang mit den Problemen
6. Ausblick: zunehmende Bedeutung der Prävention
gestörtes Essverhalten, Amenorrhoe und Osteoporose ermöglichtwird. Ziel jeglicher sportmedizinischer Bemühungen muss es ja
Ärzte, Trainer, Coaches, Eltern und insbesondere die Athletinnen
sein, dass möglichst viele Frauen in einer für sie befriedigenden
als direkt Betroffene müssen zunehmend auf die Problematik der
Art Sport treiben können, ohne jemals irgendetwas mit der ernst-
Female Athlete Triad sensibilisiert werden, damit Mythen wie
zunehmenden Female Athlete Triad zu tun zu haben.
«Amenorrhoe ist ein Zeichen genügender Performance/Austrai-nierbarkeit» oder «dünner ist besser» verschwinden. Früherken-nungs- und Primärpräventionsmassnahmen sind zu fördern, imSinne der kompetenten, konstruktiven und nicht angstmachenden
Vermittlung wissenschaftlicher Fakten.
Aber auch praktische Erfahrungen mit Leistungssportlerinnen
Die Autoren bedanken sich bei Toni Held und Daniel Birrer für die
sollten konsequent umgesetzt und publik gemacht werden. So
Unterstützung bei der Erstellung dieser Arbeit.
empfehlen wir zum Beispiel die Messung des Körperfettanteilserst ab dem 20. Lebensjahr, um junge Athletinnen nicht unnötigauf ihr Gewicht oder ihren Fettanteil zu fixieren und dadurchgestörtes Essverhalten zu fördern. Es scheint uns auch wichtig, die
Trainer zu informieren und zu motivieren, Athletinnen, die angeb-
Prof. Dr. med. Bernard Marti, Dr. med. Denise Roth
lich aus sportlichen Gründen ihr Körpergewicht reduzieren «müs-
sen», bei der Umsetzung zu unterstützen und zu beraten oder eine
begleitende kompetente Ernährungsberatung anzufordern.
Es sind zudem eine Vielzahl von sportspezifischen Risikofakto-
ren für Essstörungen (zusätzlich zu den in Abschnitt 1 beschriebe-nen sozialen, familiären, biologischen und psychologischen Fak-toren) bekannt, für die die Trainer in ihrer Ausbildung bessersensibilisiert werden sollten [65]:
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